„Nur gegen Bezahlung“, antwortete sie auf die Frage, ob er ein paar Fotos von ihr machen dürfe, blieb aber mit dem quengelnden Kind im Sportwagen vor ihm stehen. Er war lange durch die Stadt gelaufen, die Augen offen, den Fotoapparat schussbereit, auf der rastlosen Suche nach interessanten Motiven und Eindrücken. Müde geworden, gönnte er sich eine Pause, nur ein paar Minuten auf einer Bank an einem Spielplatz. Der Platz war erstaunlicherweise fast leer an diesem schönen, sonnigen Spätnachmittag. Ein einziges Kind werkelte im Sandkasten, vermutlich ein kleiner Junge, nach der Heftigkeit seiner Bewegungen zu urteilen, jedenfalls ein Kind, das noch einen Kinderwagen brauchte. Dieser, ein altes, völlig aus der Mode gekommenes Modell, stand schräg gegenüber, auf der anderen Seit des Spielplatzes. Auf der Bank daneben saß eine junge Frau, rauchte, blätterte in einer Illustrierten und rief ab und zu dem Kind ein paar Worte zu. Vermutlich handelte es sich um seine Mutter, dem Aussehen nach hätte sie aber auch die große Schwester sein können.
Aus den paar Minuten war bereits eine halbe Stunde geworden und er verspürte ein leichtes Hungergefühl. Aus seinem hellbraunen Lederrucksack mit der auffälligen Aufschrift „titanic-bag“, holte er einen Marsriegel, biss sorgfältig Stückchen für Stückchen ab und entsorgte das Papier in dem verschmutzen, grauen Papierkorb neben der Bank, auf dem eine auffallender gelber Aufkleber prangte: "Gleiches Recht für alle – gegen die Diskriminierung von Frauen". Es war nicht das spielende Kind, das ihn die Zeit vergessen ließ, nein, es war die junge Frau auf der Parkbank, die seine Blicke anzog. Sie war schlank, grazil und trug enge Jeans mit aufgestickten bunten Applikationen und eine chice, bordeauxrote Bluse. An mehreren Fingern ihrer schlanken Hände trug sie billig aussehende Ringe.
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