Die Dunkelheit hatte sich über die Stadt gelegt wie ein tiefblaues Tuch aus feinem Samt. Nur vereinzelt glitzerten Sterne. Irgendwo über unseren Köpfen, unerreichbar fern und doch Gegenstand ewiger Träume und Sehnsüchte.
Ein Wind strich über die Dächer hinweg, kroch durch die Straßen und ließ jene erschauern, die noch immer verschwitzt von der Hitze des Tages vor den Schaufenstern standen, die Auslagen betrachteten oder auch auf den Stühlen und Hockern der Eiskaffees saßen, sich einen kleinen Ausklang gönnten.
Es war September, und bald würde der Sommer endgültig zu Ende gehen. Es waren
die letzten, wirklich warmen Tage. Bevor der Herbst kam, mit seinen Stürmen das
Laub von den Bäumen fegte und die Welt in Tristes stürzte. Bevor im Oktober ein
Heer von Nikoläusen die Supermärkte erstürmte, Kinderherzen höher schlagen ließ
und die Eltern bei jedem Einkauf an den Rand des Nervenzusammenbruchs trieb.
Bevor der November kam, mit seinen Laternen und Lichtern, dünnen Stimmchen und
einem lodernden Feuer. Und bevor der Dezember nahte, mit seinen heiligen Tagen.
Erst die Stiefel, artig gefüllt von dem Mann mit der roten Mütze und dem langen,
weißen Rauschebart. Später dann das Christkind mit Nintendo, Chemiekasten und all
den Geschenken, welches es gerade noch tragen konnte und jene, welche Amazon,
Otto und all die anderen Versender offerierten.
Mir ging das alles auf die Nerven. Die verliebten Pärchen auf den Straßen und in den
Restaurants, die scheinheilige Glückseligkeit des Fernsehprogramms und auch Arbeit,
welche mich täglich band.
Es war eine Sinnkrise, welche ich in dieser Zeit durchlief. Von meiner Freundin hatte
ich mich vor Wochen getrennt. Zuckersüß und klebrig wie alter Honig war sie mir
zunehmend lästig geworden. So lange, bis der Punkt kam, die Sache zu beenden
oder in Lethargie zu verfallen. Ich hatte es beendet und war in Lethargie verfallen.
Flucht in eine Arbeit, welche auch keine Erfüllung bot. Roboten, wie es eine
Punkband in den Achtzigern nannte.
Die Dunkelheit hatte sich an jenem Abend über die Stadt gelegt, doch dies sagte ich
bereits. Ein Mond schien auf uns herab, so als wolle er mich verhöhnen. Da stand er,
mit seiner bleichen Sichel und warf seinen Schimmer auf die große Wiese des
Freibads, auf welcher ich lag und zu den verlassen daliegenden Becken starrte.
Illegal, um diese Uhrzeit hier zu sein und illegal, mich zwischen einer Lücke im Zaun
am hinteren Teil des Geländes gedrückt zu haben. Doch wen kümmerte es? Keine
Wächter, keine Aufpasser. Sobald das Bad schloss, das Leben wich und sich die
Einsamkeit ausbreitete, war sich jeder selbst überlassen. Ich konnte hier liegen oder
schwimmen. Ich konnte auch ertrinken, ohne dass es jemanden interessierte. Erst
am Tag darauf, sobald Bademeister und Hygienekräfte kamen, würden sie mich
finden, Presse und Notarzt informieren um schließlich Fragen zu stellen und Löcher in
Zäunen auszubessern.
Doch ich hatte nicht vor, zu ertrinken. Nicht hier und nicht jetzt. Eigentlich überhaupt
nicht, denn es gibt schönere, angenehmere Todesarten.
Im Grunde war ich nur gekommen, um alleine zu sein, die Stille zu genießen und
mich ganz der Melancholie hinzugeben, welche mich durchfloss. Auf einer Wiese
liegen, in den Nachthimmel starren oder das Spiel des Mondlichts in den sich sanft
kräuselnden Wasserspiegeln der Becken zu bewundern. Dazu eine Flasche Jack
Daniels, die sowohl den Schwermut als auch die Beklemmungen hinfort spülte, und
mich irgend in den Zustand der seligen Besoffenheit versetzte. Denn was Wilhelm
Busch bei seiner Frommen Helene erkannte, stimmte noch immer: wer Sorgen hat,
hat auch Likör.
Ich lag also auf der Wiese, starrte einem vorbeifliegenden Flugzeug nach und
wünschte mir, nun in dieser Maschine zu sitzen, in ein Land weit fort von
Deutschland zu reisen um dort aufregende Abenteuer zu erleben.
Es war still um mich herum. So verdammt still. Hin und wieder raschelten die Bäume.
Immer dann, wenn eine kleine Bö aufkam, durch die Äste strich. Auch Nachttiere
stießen vereinzelt ihre Rufe aus. Eine Eule etwa, gekommen aus dem nahen Forst.
Oder ein Nager, der erst jetzt aktiv wurde und das bereits am Boden liegende Laub
durchsuchte. Doch ansonsten war es still. Jedenfalls bis zu jenem Moment, als die
Stille durch ein leises Schluchzen unterbrochen wurde. Ein Schluchzen, welches nicht
außerhalb des Geländes erklungen war, sondern in unmittelbarer Nähe von mir.
In der Nacht ist es schwer, Geräusche und Entfernungen eindeutig zuzuordnen.
Dennoch war ich mir sicher, dass ich keine hundert Meter gehen musste, um die
Quelle dieser Laute zu finden. Um so mehr, als dass sich das Schluchzen in ein leises
Weinen verwandelte, anhielt.
Schnell stand ich auf, wischte mir ein paar Grasreste aus der Kleidung und machte
mich auf die Suche nach dem Urheber der Geräusche.
Zuerst ging ich in die falsche Richtung, bemerkte meinen Irrtum jedoch schnell und
schlug einen Bogen, näherte mich einer kleinen Hecke, welche das
Schwimmerbecken umgab. Im Hochsommer wuchsen rote Beeren an den Ästen,
sahen verlockend aus und schmeckten doch so bitter, dass sie jeder mied. Zudem
waren sie nicht eben bekömmlich.
Vorsichtig schob ich ein paar dieser Äste zur Seite, schaute auf die dahinterliegende
Grünfläche.
Im fahlen Mondlicht entdeckte ich eine junge Frau. Sie lag auf der Wiese,
zusammengekrümmt wie ein Embryo. Ihr Gesicht konnte ich nicht sehen, jedoch ihre
schlanken Füße, welche nackt unter einer langen, weißen Hose hervorschauten. Auch
das Shirt, welches sie trug, war schneeweiß und mit einer kleinen, schwarzen Rose
bestickt. Die Haare umflossen ihren Kopf wie ein Teppich, lagen weit gefächert auf
dem Rasen. Braune Haare, sofern ich dies bei der Dunkelheit ausmachen konnte.
Glatt und gepflegt.
Neben ihrem Kopf stand eine schmale Tasche. Eine Flasche ragte daraus hervor, und
zwischen dieser Tasche und ihrem Körper lagen Röhrchen mit Medikamenten.
Offenbar war ihr noch viel elender zumute als mir. Doch warum? Eine verschmähte
Liebe? Wahrscheinlich der häufigste Grund in diesem Alter für Suizidgedanken. Oder
Probleme auf der Arbeit? Eine misslungene Prüfung möglicherweise, oder auch
Mobbing.
Plötzlich, ohne dass es einen rationalen Grund dafür gab, interessierte mich das
Schicksal dieser Frau. Nein, das ist falsch. Es gab einen rationalen Grund. Jener
nämlich, der uns als Menschen auszeichnet. Mitleid. Nichts anderes. Da hatte ich
gelegen, selbstgerecht und voll Selbstmitleid mein Leben bejammert, ohne auch nur
einen Moment darüber nachzudenken, dass diese Melancholie völlig verfehlt und
überzogen war. Dass es Menschen gab, denen es schlechter ging als mir – warum
auch immer. Weil sie einen geliebten Menschen verloren hatten vielleicht, oder weil
sie sich am Ende des Weges wähnten. Nun wurde ich in die Wirklichkeit
zurückgerissen, allein durch den Anblick dieser Frau und ihres Leids – woher auch
immer es resultieren mochte.
Verflogen meine Sinnlosigkeiten und verflogen auch der Blues. Im Grunde, und das
wurde mir fast augenblicklich bewusst, ging es mir gut. Ich hatte einen Job, der zwar
nicht sonderlich erfüllend oder anstrengend, dafür aber gut dotiert war. Und ich
hatte die Freiheit, mir jederzeit eine Partnerin zu suchen, mich neu zu binden. Meine
Wohnung genügte meinen Ansprüchen, der Kühlschrank war gefüllt und ein neuer
Computer stand auf dem Schreibtisch. Was also wollte ich mit dem Jack Daniels
ertränken? Doch nur das unbegründete Selbstmitleid. Zum Teufel damit und zum
Teufel mit dem Alkohol.
Vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken, schob ich mich zwischen den Hecken
hindurch, ging neben ihr in die Knie. Erstaunt schaute sie auf, musterte mich aus
ihren rotumrandeten, verquollenen Augen.
Selbst in diesem Zustand sah sie niedlich aus. Eine kleine Nase, etwas betonte
Wangenknochen und ein lustiges Grübchen am Kinn. Ihr Mund wirkte etwas zu klein
für das sanft gezeichnete Gesicht, doch als sie ihn öffnete – zum Sprechen ansetzte
ohne etwas zu sagen - blitzten zwei Reihen makelloser Zähne auf.
Wir schauten einander an, und für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich das Gefühl,
sie zu verstehen. Der tiefempfundene Schmerz in ihr schien auf mich überzuspringen,
riss mich kurz in die Schwärze absoluter Hoffnungslosigkeit. Doch so schnell dieses
Empfinden gekommen war, so schnell verschwand es auch wieder.
„Hallo", flüsterte ich schließlich, und es war die wahrscheinlich idiotischste Eröffnung,
die man sich vorstellen kann. Doch so sehr ich mich auch bemühte – mir fiel nichts
besseres ein.
„Hallo", erwiderte sie, und aus ihrem Mund erklang es kein Bisschen idiotisch. Das
war wohl der Unterschied zwischen ihr und mir.
Sie richtete sich etwas auf, schaute verschämt zu der Tasche und den Röhrchen.
Schlafmittel, wie auf dem Plastik stand. Zwanzig pro Packung, drei Packungen
insgesamt. Neu und verschlossen. Sie ließen keinen Zweifel daran, warum sie
hergekommen war. Sie hatte sich diesen so stillen Ort ausgesucht, um zu sterben.
Alleine, ohne die Chance auf Rettung.
Sie wusste, dass ich es wusste. Und das machte die Sache für sie so viel schwerer.
„Möchtest du reden?".
Eine gute Frage. Besser als mein Hallo zuvor. Einladender, offener. Anteilnehmender
vielleicht. Scheiße. Ich dachte mit dem Verstand, wo ich mit dem Herzen hätte
denken sollen.
Kurz schaute sie mich an, nicht sicher, ob dieses Angebot ernst gemeint war oder
nicht. Doch schließlich wischte sie sich die Tränen aus den Augen, zog ihre Beine
zum Kinn und begann, etwas zu schaukeln.
„Du willst wissen, warum ich hierher gekommen bin. Willst wissen, warum ich mir
das Leben nehmen will, nicht wahr?".
Nickend nahm ich neben ihr Platz, bot ihr die Chance, sich anzulehnen. Eine
Einladung, welche sie akzeptierte. Ihr Kopf fand seinen Platz auf meiner Schulter,
und mit geschlossenen Augen begann sie ihre Erzählung.
Von Hans, ihrem Ex-Freund, der sie nur benutzt hatte und nun mit einer anderen
Frau schlief.
Von ihrer Prüfung, welche sie in den Sand gesetzt hatte, weil sie sich nicht auf die
Fragen hatte konzentrieren können.
Von ihren Eltern, die sich von ihr abgewandt hatten, weil sie nicht mit der Wahl ihrer
Freunde oder der Wahl ihres Berufs – Einzelhandelskauffrau – einverstanden waren
und ihr nun bittere Vorwürfe machten.
Von der Wand, welche sich im Laufe der Monate aufgebaut hatte und welche sie nun
nicht mehr überblicken, geschweige denn überwinden konnte.
Und sie erzählte von der Sehnsucht nach Geborgenheit, welche sie in der von ihr
gesuchten Form noch niemals gefunden hatte.
Worte, welche mich bewegten. Tiefer als jede andere Erzählung zuvor und
schmerzlicher als die von mir durchstandenen Fährnisse. Lächerlicher Schwierigkeiten
auf dem Weg durch mein Leben, welche mich noch niemals wirklich geprüft hatten.
Vielleicht war es gerade das, was mich in diese Melancholie getrieben hatte. Eine
Grund-Zufriedenheit, welche bislang nicht erschüttert worden war. Und
möglicherweise war es auch Schicksal, dass ich just an diesem Abend das
Schwimmbad aufgesucht hatte. Auch wenn ich weder an Vorsehung, einen Gott oder
andere Lenker und Denker glaube. Ich glaube ja nicht einmal an unsere Regierung.
Ihre Erzählung endete, und ihre Tränen begannen erneut zu fließen. Bitterer
vielleicht, weil frischer durch die bei dem Bericht erneut durchlebten Ereignisse.
Sanft strich ich über ihren Kopf. Wir waren zwei Fremde, welche sich in einer
unwirklichen Umgebung getroffen hatten. Die Nacht führte uns zusammen, und der
Tag würde uns trennen. Daran glaubte ich fest. Doch für die wenigen Stunden wollte
ich ihr helfen. Warum auch immer. Sie suchte Geborgenheit – sie sollte Geborgenheit
finden. In meinen Armen und bei dem verträumten Anblick des unendlichen
Firmaments. Zumindest dies konnte ich ihr ermöglichen.
Erneut schaute sie mich an, lächelte. Doch ihre Augen blieben leer bei diesem
Lächeln, wurden nicht erreicht. Es war eine hilflose Geste. Vielleicht aus Scham
geboren, oder aus dem Wunsch heraus, wirklich zu lächeln.
Ich sank zurück auf die Wiese, zog sie mit. Ihr Kopf schmiegte sich dabei auf meinen
Brustkorb, und minutenlang starrten wir in den Himmel, sahen wieder eine Maschine
hoch über uns dahinziehen. Der Anblick des Himmels gab uns eine Ahnung der
Unendlichkeit, welche sich dahinter erstreckte. Eine Unendlichkeit, welche
beängstigend wirken konnte. Oder beschützend. Je nachdem, wie man es sah.
„Warum bist du hier? Warum hältst du mich?".
Ihre Worte drangen nur flüsternd über ihre Lippen. Dennoch wollte sie eine Antwort,
waren es keine Phrasen.
„Ich weiß es nicht. Ich kam, um mich zu betrinken. Doch vielleicht war es Schicksal,
dass wir einander begegneten. Aber ist es nicht unwichtig, warum wir einander
trafen? Ist es nicht viel wichtiger, den Moment auszukosten, ihn als Kraftreserve zu
verstehen, aus der wir schöpfen sollten?".
Sie nickte, strich dabei über mein Gesicht. Eine sehr liebevolle Geste. Zärtlich und
voll Dankbarkeit. Ihre Augen musterten mich, und es war, als würde ich in diesem
Blick versinken. Unergründliche Pupillen. Spiegel der Seele, welche mich ansogen,
verschlangen.
Die Stimmung schlug um. Trauer verflog, der Wunsch nach Berührungen erwachte.
Nicht angebracht in einer solchen Situation oder doch das Heilmittel für den
Seelenschmerz? Ich wusste es nicht, weigerte mich auch, darüber nachzudenken.
Wichtig war nur, sie nicht zu bedrängen. Auch wenn alles in mir danach zu schreien
begann, diese blassroten Lippen zu küssen. Doch es war nicht an mir, dieses Spiel zu
eröffnen. Und wenn sie es gewollt hätte, so wären wir bis zum Ende dieser Nacht
liegen geblieben, ohne uns zu rühren. Doch auch sie schien die veränderte Stimmung
zu spüren, und mit ihr den Wunsch nach mehr als einfachen Berührungen.
Ich war nie ein Freund von One-Night-Stands. Sie sind zu flüchtig und hinterlassen
oft ein Gefühl der Leere. Für manche mag es okay sein – für mich war es das nicht.
Doch an diesem Abend starben auch diese Prinzipien. Als sie mich anschaute, sich ihr
Mund dem meinen näherte und wir in einem ersten, vorsichtigen Kuss versanken
schwiegen alle Bedenken, starb jegliche Vernunft.
Vielleicht war uns beiden klar, dass es nur diese eine Nacht gab. Keine
Wiederholung, keine Gelegenheit, versäumtes nachzuholen.
Wir küssten einander, berührten uns. Ihre Hände machten den Anfang, krochen
unter mein Shirt während ihre Zunge an meinen Zähnen spielte, meine Mundhöhle
erforschte. Ihre Küsse schmeckten süß und wild. Ein Cocktail aus Rotwein und Minze.
Noch immer hielt uns die Stille des Ortes umfangen, während ich ihr Shirt zur Seite
streifte, ihre Brüste bewunderte. Helle, weiße Hügel – verziert mit Schokokuppen und
kleinen Mokkaböhnchen. Weich, köstlich.
Wir liebten uns. Ihre Hände kratzten über meine Rücken, während ich mich in ihre
Haare wühlte. Ihr Duft, ihre Bewegungen raubten mir den Atem, ließen mein
Innerstes nach mehr und mehr schreien. Und sie gab mir mehr, nahm sich jedoch
das Doppelte von dem, was sie zu geben bereit war. Keine Hemmungen, keine
Grenzen. Für Stunden verschmolzen wir zu einer sich liebenden Einheit, welche kein
Richtig oder Falsch kennt.
Später, der Morgen graute bereits, lagen wir Arm in Arm nebeneinander, schauten
dem atemberaubenden Schauspiel des Sonnenaufgangs zu. Blutrot stieg der
Feuerball auf wie einst der Phönix aus der Asche.
Schweiß klebte auf unserer Haut, und der Geruch von Sex hielt uns umschlossen.
Gleichzeitig erwachte das Leben der Stadt. Verkehrslärm, Straßenbahnen. Der
Zauber verschwand mehr und mehr. Es wurde Zeit, zu gehen.
Während wir uns anzogen, vermieden wir jeden Blickkontakt. Angst, mehr zu
verlieren als wir gefunden hatten ließ uns so handeln.
Wie hieß sie überhaupt? Ich wusste es nicht. Wir hatten miteinander geschlafen,
ohne unsere Namen zu kennen.
Doch die Trauer war aus ihrem Gesicht verschwunden, und ihre Augen blitzten. Also
hatten wir keinen Fehler begangen. Und nur darauf kam es letztlich an. Unsere
Seelen waren gereinigt, befreit von den Dämonen, welche uns hierher getrieben
hatten.
Schließlich griff sie nach ihrer Tasche, ließ die Röhrchen darin verschwinden. Der
Moment des Abschieds war gekommen.
Eine letzte Umarmung, ein letzter Kuss. Nein. Wir hatten uns geirrt. Mit der
Vorstellung, nur diese Nacht zu haben. In dem Wissen, dass es keine Zukunft gab.
Da war mehr. Ein Klammern an diese Begegnung, der Wunsch nach einem
Wiedersehen. Sie lächelte, und dieses mal nahm dieses Lächeln auch von ihren
Augen Besitz. Als ich zurücklächelte wussten wir beide – es war der Beginn. Nicht
das
Ende.
Nur ein Hauch im Abendwind
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