Nymphenküsse

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Nymphenküsse

Nymphenküsse

Fräulein November

Lilly spürt, wie sie sich beim Anblick des Sees entspannt, wie Lärm und Schmutz und Arbeit des Tages langsam von ihr abfallen. Vorsichtig setzt sie den Korb mit den Brombeeren auf einem flachen Stein am Seeufer ab, lässt sich dann selbst daneben sinken und schnürt die schweren Lederstiefel auf. Kurz darauf hat sie sie abgestreift und taucht die geschundenen Füße in das glitzernde Nass des Sees. Ein wohliges Seufzen entrinnt ihren vollen Lippen. Sie steht auf, rafft den langen Rock mit den Händen ein wenig empor und watet dann ein paar Schritte in den See. Eine Libelle schwirrt heran, scheint kurz in der Luft stillzustehen und sie zu mustern, ehe sie flirrend in Richtung eines Meeres aus Seerosen verschwindet, das sich zu Lillys Linken am Ufersaum erstreckt. Für einen Moment schließt sie die Augen, lässt den Kopf in den Nacken sinken und genießt die Abendsonne auf dem Gesicht, dann watet sie zurück, lässt sich wieder auf dem Stein nieder, stützt das Kinn in die Hände und blickt verträumt über den See. Die Sonne wandert, langsam wird das gegenüberliegende Ende des Sees in Schatten getaucht. Ohne hinzusehen streckt Lilly die Hand aus, schiebt sie unter das Tuch, das den Korb bedeckt, und fischt eine sonnenwarme Brombeere heraus, um sie sich in den Mund zu stecken. Sie schmeckt die herbe Süße und leckt sich genüsslich die Lippen. Da lässt ein leises Plätschern sie den Blick heben. Das klang zu laut für einen Fisch. Weniger alarmiert als neugierig richtet sie sich auf und lässt den Blick über den See schweifen. Kam es nicht von dort drüben, links, bei den Seerosen? Da, erneut ein leises Platschen und das Zittern der Seerosen auf der bewegten Seeoberfläche verrät, dass sie sich nicht getäuscht hat. Ringförmige kleine Wellen breiten sich aus.

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