Olio di vergine

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Olio di vergine

Olio di vergine

Anita Isiris

Lorenas Anus glänzt matt im Widerschein der beiden Kerzen. Es gibt nichts mehr zu verbergen vor Luca, dem sizilianischen Arzt, der sie schon so oft untersucht hat – allerdings bisher nicht in ihrer Intimregion. Luca ist Hals-Nasen-Ohren-Spezialist und kennt Lorenas Hals, als wäre er eine Landkarte. Schon als kleines Mädchen war Lorena zu ihm gegangen, mit ihrer Mutter. Bereits beim kleinsten Grippeanflug wurde das einzige Töchterchen des einflussreichen Kommunalpolitikers Nino d’Ambrosio zum Arzt geschleppt. In Milazzo, der stolzen Stadt im Norden Sizilens, gibt es nur wenige Allgemeinpraktiker – Luca di Tosio ist der Kompetenteste unter ihnen. Nun aber zurück zu Lorenas Anus. Er glänzt, wie erwähnt, matt im Widerschein der beiden Kerzen. Respektvoll berührt der erfahrene Arzt Lorenas Damm. Diese kleine unscheinbare Region trennt Lust von Sünde. Die Spiele an Lorenas Hintern sind der Vorhof zur Hölle, die Freuden am Rande der Vagina. Diese gilt dem gläubigen Katholiken Luca die Tosio als das wahre Sündenzentrum, als Pfuhl der Verderbtheit. Für Lorenas Ehre ist es wichtig, dass ihr Imene, das Jungfernhäutchen, bei all den verwegenen Spielereien unverletzt bleibt. Dafür steht ihr Anus dem Liebhaber offen. Die Corona Verginale, der Jungfernkranz, soll noch eine Zeitlang das erhabene Haupt der sizilianischen Schönheit küren.

Ich bin Lorena. Mit meinen 18 Jahren habe ich noch nicht viel erlebt, was das Sexuelle anbelangt. Schon nur darüber zu schreiben bereitet mir Mühe. Ob mir das überhaupt gestattet ist? Ich betrachte mich als moderne Sizilianerin, naturalmente. Sono una donna fiera e moderna. Ich unterscheide mich grundsätzlich von meiner Mutter, die Pasta noch von Hand herstellt bis tief in die Nacht hinein, um sie dann am Drahtgeflecht zum Trocknen aufzuhängen, das die Decke unserer alten Küche verunstaltet. Zum Heiraten fühle ich mich noch viel zu jung; ich möchte reisen, eine Ausbildung machen, etwas erleben. Meine Freundinnen tun das auch. Sie haben noch eine Gemeinsamkeit mit mir, meine Amiche: Wir sind alle unberührt – vorne, meine ich. Hinten aber haben sie uns geöffnet, die Männer, und wir geben uns ihnen in Vorfreude.

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