Opfer meiner Göttin

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Opfer meiner Göttin

Opfer meiner Göttin

Kastor Aldebaran

Der Tag war endlich gekommen. Seit vielen Jahren der Dürre hatten wir auf ein Ereignis gewartet, dass uns Besserung versprach. Wir wussten nicht warum, waren uns keiner Schuld bewusst, doch Ceres hatte uns in Stich gelassen. Das Getreide auf den Feldern verdorrte, es herrschte Hunger und Not in jedem Haus. Viele starben an Schwäche, hatten nichts mehr zum Essen, das Wasser faulte in den Brunnen, war giftig geworden, stank nach Verwesung und machte krank. Wer trotz aller Warnungen davon trank, wand sich keine zwei Stunden später vor Schmerzen auf dem Lager, glücklich wer sofort ein Ende fand. Oft dauerte es qualvolle Tage, bis die Erlösung in Form des Todes kam. Wenige waren übrig geblieben, die Alten, Kranken und Kinder traf es zuerst, siechten dahin, starben innerhalb kürzester Zeit. Die, die übrig blieben, versuchten ihr Bestes, es war nicht genug.
Unser Bitten und Flehen wurde von Ceres nicht erhört, sie blieb stumm, auch wenn wir ihr tagelang huldigten, ihr Opfer darbrachten, die wir uns nicht leisten konnten. Das Beste, was wir hatten, verbrannten wir für sie, damit der Rauch der Gaben aufstieg und ihr zeigte, wie sehr wir um sie bemüht waren. Es half nichts, kein Regen nässte den Boden, die Saat ging kaum auf, das wenige, das wuchs, wurde nicht reif.
In dieser Situation wandten wir uns von Ceres ab, suchten nach einem, der uns helfen wollte, einem neuen Gott.

Vor vielen Jahren hatten wir in der Gegend eine Höhle entdeckt, in ihr war ein Tempel verborgen, von wem, wussten wir nicht, kannten die Erbauer nicht. Die Kunstfertigkeit, mit der er ausgestattet worden war, ging weit über unsere Möglichkeiten hinweg, wir hätten es nicht nachbauen können. Einige waren der Meinung, dass wir die Götzen zerstören sollten, eine andere Gottheit als unsere, kam nicht in Frage. Ceres hatte uns stets gegeben, was wir benötigten. Solange wir denken konnten, war sie uns gnädig gestimmt, wir führten ein ruhiges und friedliches Leben, hatten, was wir zum Überleben brauchten.

Viele aus unserer Gemeinschaft sahen es pragmatisch. Warum sich die Mühe machen, etwas zu zerstören. Die Statuen und alles andere waren aus Basalt herausgearbeitet worden, ein sehr hartes und widerstandsfähiges Material. Es hätte Wochen, wenn nicht Monate gedauert, es unkenntlich zu machen und wofür? Es machte keinen Sinn. Daher wurde der Eingang des Tempels verschlossen, für alle Ewigkeit und man hoffte, dass es mit der Zeit in Vergessenheit geriet.

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