Es waren, wie sie ihm später sagte, Fremdhaare, die sie alle vier Wochen erneuern musste und die nicht mit Wasser in Berührung kommen durften, „sonst Frisur kaputt und ich wieder zu Frisör and Frisör very expensive“. Jedenfalls las er nicht weiter das Etikett, sondern legte den Rotwein in den Einkaufswagen und kramte in seiner Hosentasche nach einem Fünf-Euro-Schein. Sie sagte „Thank you so much, Danke scheen. I give you back, be sure“, noch bevor er ihr das Geld zureichte.
Selbst etwas verwundert über seine Großzügigkeit, das Geld würde er sicher nie mehr zurückbekommen, nickte er ihr freundlich zu und murmelte „no problem“. Dann drehte er sich, den Blick nur zögerlich von ihr lassend, wieder dem Weinregal zu und suchte einen Riesling, der herb und zugleich süffig war. Das war eine nicht ganz einfache Angelegenheit, aber er hatte Glück und war rasch fündig. Nun ging er weiter zu den Milchprodukten, griff nach einem Viererpack Joghurt ohne Geschmack und einem Kefir. Auf dem Weg zur Kasse packte er noch zweit Tüten Kartoffelchips mit Zwiebelaroma in den Einkaufswagen. An der Kasse sah er sie wieder. Sie hatte schon bezahlt und wartete offensichtlich auf ihn. Als er sie bemerkte, lächelte sie ihm dankbar zu. In ihrem Wagen lag nicht viel, ein paar Tüten und Dosen, eine Plastikflasche mit Wasser und zwei Tetrapack mit dem besagten Orangensaft. Es war aber doch so viel, dass sie sich schwertat, alles auf ihren Armen zu verstauen, als sie den Wagen zurück in die Reihe stellen wollte. Er sah, wie sie sich abmühte, und bot ihr scherzhaft an, ihre Sachen vielleicht lieber in seiner großen Einkaufstasche unterzubringen. Doch sie nahm das Angebot für bare Münze und ging sofort darauf ein. „Danke für Hilfe. Ich habe Geld und Tasche vergessen, wie dumm ich bin.“ Auf seine Frage, warum sie nicht einfach eine Plastiktüte kaufen würde, meinte sie bedauernd „No more money. Alles weg. I’ve spent all, you know.
Orangensaft
Hochhausromantik - Teil 1
26 10-16 Minuten 1 Kommentar
Orangensaft
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Ähhh… Verständnisfrage:
schreibt erikzion