Orientexpress 1912

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Orientexpress 1912

Orientexpress 1912

Imrish Vulvart

Irritiert laufe ich durch ratternden Holzwagen. Durch die großen, mit Gravuren verzierten Glasscheiben, kann ich in die Abteile sehen. Sie sind leer. Draußen fliegt eine Landschaft vorbei, die ich nicht kenne. Die Rauchschwaden der Lokomotive ziehen am Fenster vorbei. Es gibt keine Hochspannungsmasten und Hochhäuser sehe ich auch nicht.
Jetzt erinnere mich an den Slogan des Verkaufsprospekts:
„Sie reisen Jetzt im Gestern -
Inzwischen stehe ich vor dem letzten Abteil. Es erstreckt sich über die gesamte Breite des Wagens. Es wirkt belebt und neugierig ich blicke durch die Glasscheibe der Abteiltüre,
Auf dem breiten Bett, das sich ebenfalls über die gesamte Breite des Waggons erstreckt, liegt ein nacktes Mädchen auf dem Rücken. Ihre Schenkel sind gespreizt.
Dazwischen liegt ein anderes Mädchen, ebenfalls nackt, aufgestützt auf den Unterarmen, ihren Pfirsichhintern samt Pfläumchen in die Luft gereckt.
In ihrer Hand hält sie ein unangenehm surrendes Gerät, während beide auf die hübsche, glatte Pflaume starren. Als ich die Türe ihres Abteils aufziehe, blicken sie auf.
„Darf ich zusehen“, frage ich unsicher.
Als ob es das Natürlichste der Welt sei, nickt das auf dem Rücken liegende Mädchen und wendet sich wieder ihrer Muschi zu.
Ich hocke mich neben das Bett und erkenne jetzt die Aufgabe des surrenden Gerätes: es ist eine Tätowiermaschine. Das Model von 1891. Die süße kleine Muschi soll tätowiert werden.
Allein der Gedanke treibt mir Schweißperlen auf die Stirn.
Doch auch die Mädchen scheinen sich nicht ganz sicher zu sein, ob sie es tun wollen. Immer wieder tauschen sie Blicke aus, die wohl der Ermutigung dienen sollen.
Um mich abzulenken, sehe ich mir die beiden an:
Sie haben lange blonde Haare, die Tätowiererin hat ihre mit leichten Strähnen versetzt. Ihre süße Nase und ihre dunklen Wimpern geben ihr ein hübsches Profil.

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