Fritzi joggte im Rhythmus der Songs. Ihre schlanken Beine trugen sie über den feinen Kies, den ihre Sportschuhe in eine zarte Staubwolke verwandelte. Sie wähnte sich beinahe in dieser vergangenen, anderen Zeit. Zu diesem Gefühl trugen die Rolling Stones bei, die zu Fritzis absoluten Lieblingen gehörten. Sie nahm einen Schauer wahr, als das Intro von “Out of Time“ erklang. Mick Jaggers Worte lösten heute eine zarte Melancholie in Fritzi aus. „You’re out of Touch my Baby, my poor old fashioned Baby. I said Baby, Baby, Baby you’re out of Time.“ Sie wusste erst nicht so genau, weshalb sie diese Zeilen so anfassten. Fritzi lief noch ein Stück weiter, bis sie ihren Stammplatz erreicht hatte. Unter einem mächtigen Mammutbaum setzte sie sich auf die warme Erde. Fritzis Daumen beendete den Song. Eine Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel, die von der Sonnenbrille abgeschirmt wurde. War sie wirklich altmodisch, nicht mehr auf dem neusten Stand, abgehängt? Fritzi machte sich diese Gedanken weniger wegen ihrer Vorliebe für die Musik der 1960er Jahre. Es lag an etwas anderem, das tief in ihrer Seele verborgen lag und darauf wartete, endlich befreit zu werden. Fritzi zog die Kopfhörer ab. Sie strich sich durch das kinnlange, pechschwarze Haar. War es denn so falsch, dass sie sich einen echten Mann wünschte? Fritzi meinte damit nicht die Sorte von Arbeitskollegen, die ihr auf den Baustellen verdruckst Komplimente machten. Sie dachte auch nicht an die nervigen Macker-Typen, die Männlichkeit mit Übergriffen gleichsetzten. Nein, Fritzi schwebte da etwas anders vor, das sie im Jahr 2024 nicht zu finden schien. Einen selbstbewussten Mann, mit dem sie auf Augenhöhe diskutieren konnte und der ihr dennoch nicht nach dem Mund redete. Sie seufzte, da sie dieses seltene Exemplar wohl nie finden würde. Fritzi gönnte sich einen Schluck aus ihrer Wasserflasche, ehe sie sich aufrappelte.
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