Die alte Schallplatte lag noch oben auf dem Stapel. Sie legten sie noch einmal auf und schmunzelten beim Zuhören „Sie war schon eingeschlafen, als ich die Zeitung las und bei den Inseraten fand ich das: Willst du gern einmal nach Paris, einfach so nur zum Spaß? Isst du gern mit den Fingern, schläfst du gern mal im Gras?“
Sie nickten Udo zu, „dieses Inserat da versprach ein bisschen Glück“ und vermutlich hätten sie jetzt selbst gern ein Stück Papier genommen und „unter Kennwort: Steig mit mir aus“ zurück geschrieben.
Ein Ausweg aus ihrer Leere schien sich aufzuzeigen.
Aber was wollten sie eigentlich? Wohin sollte die Reise gehen? Mit den Fingern essen und im Gras schlafen? Sich wieder mit Freunden abendfüllend lang Witze erzählen? Schnell wurde klar, dass die Uhr noch weiter zurück zu drehen war. Ihr Eheversprechen hatten sie bisher tadellos eingehalten. Ihr Alter aber konnte Rechtfertigung genug sein, in die Zeit der ersten Jugendliebe einzutauchen.
Zugegeben bedurfte es einiger Überwindung bei der Formulierung ihres ersten Inserats:
„Ehepaar (70/71) mit Sinn nach einer erotischen Wiederbelebung sucht Paar für eine Freundschaft plus. Wir denken an ein naturverbundenes, selbst noch sportlich aktives Paar in unserem Alter …“
Sollte man so offen sein und von einer „erotischen Wiederbelebung“ sprechen? Ja, meinten beide. In unserem Alter darf man das. Und beinhaltet eine „Freundschaft plus“ nicht auch die Bereitschaft zu einem körperlichen Kontakt? Wären sie bereit, sich einem solchen hinzugeben? Sie waren sich nicht sicher, wollten es aber herausfinden.
Die Resonanz auf dieses Inserat hatten sie sich anders vorgestellt: Ein junger Mann (44) entschuldigte sich für sein Alter und ein weiterer Herr (68) brachte sein Interesse „an euch beiden“ zum Ausdruck. Ein Paar wollte wissen „wie so eure Vorstellungen mit uns sind und ergänzte: Wir mögen kein Anal, kein Sado, kein Lack und Leder. Er sollte nicht bi sein und wir Frauen sollten auch gemeinsam Spaß haben.“
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