Pamela erwacht

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Pamela erwacht

Pamela erwacht

Anita Isiris

Pamelas Job war hart. Bereits um 04:45 Uhr musste sie aus den Federn und sich so zurechtmachen, dass sie über Stunden hinweg frisch wirkte. Frisch wie ein scheues, junges Reh, dem man sie nicht ansah, die Pein, wenn es gejagt wurde. Pamelas Pein war die frühmorgendliche, anstrengende Küchenarbeit, das Aufwischen der Böden, das Glänzen der Chromstahlgarnituren, das Bereitmachen der Gaststuben, die schneidende Stimme der Gouvernante, die noch früher als Pamela auf den Beinen war. Pinna, die Gouvernante, war ein präklimakterisches Monstrum, zwei Mal verwitwet, und böse Zungen behaupteten, dass es besser war, tot zu sein als sich mit ihr zu ehelichen. Sie behaupteten, dass jeder Mann, der mit ihr geschlafen hatte, bis zu vierzig Mal duschen musste, um sich von Pinnas Aura zu befreien.

Pamelas grösster Horror war aber, wenn sie vom Gaststubenwirt nach unten in die Küche geschickt wurde, um neue Frittenportionen zu bestellen. Schon mehrmals hatte Eduard, der rotgesichtige Küchenchef mit einem Messer nach ihr geworfen. Machogehabe halt, das sie noch hätte wegstecken können. Dann aber, zu später Stunde, wurde sie vom selben Eduard begehrt: Er liebte ihre Brüste, hasste sie aber als Frau!

Es dauerte lange, bis Pamela das begriff: Dass es Hotelangestellte gab – vorwiegend männliche Wesen – die misogyn veranlagt waren und Frauen somit ablehnten, sobald sich aber Gelegenheit bot, einen weiblichen Hintern zu berühren, langten sie sofort zu. Auch die Wörter, die an Pamela gerichtet wurden, legten sich über ihr sexuelles Erwachen, ihr Aufkeimen von Berührungslust wie eine klebrige Substanz: „Lustbrocken“ wurde sie genannt, „Kuscheltier“, „Tittenluder“.

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Sehr schön

schreibt mima

.. geschrieben,so wie grsu es sieht ,hatte solche erfahrungen

Gedichte auf den Leib geschrieben