„Du geiles, kleines Ding, bist Du schon wieder feucht?!“ Es war weniger das, was der Papagei sagte, sondern die Art und Weise, wie er die Worte betonte, die erröten ließen.
Mag sein, dass es auch ein wenig an der die Anwesenheit von Judith, der neunzehnjährigen Babysitterin meiner Tochter lag, die mich aus dem Augenwinkel beobachtete, während der bunte Vogel am laufenden Band Obszönitäten von sich gab.
„Er saß plötzlich auf dem Ast der Buche, neben der Schaukel und Emily war ganz begeistert“, erzählte Judith und das gefiederte kleine Ungeheuer sagte: “Halt den Schnabel, Freddy!“
Gegen meinen Willen musste ich lachte.
„Gute Idee“, meinte auch Judith und steckte Emily ein Stück Butterbrot in den Mund. „Zum Glück verstehst Du noch nicht, was er sagt.“
„Das wär`s noch“, nickte ich. „Stell` Dir vor, sie wäre nicht dreizehn Monate, sondern drei Jahre alt und würde im Kindergarten wiedergeben, was der Papagei sagt!“ Mich schauderte bei dem Gedanken und Judith lachte.
„Meine Tante hat noch einen Käfig von ihrem verstorbenen Graupapagei, den bringt sie nachher vorbei.“
„Wenn ich Dich nicht hätte! Deine Tante möchte Freddy nicht haben?“ Hoffnungsvoll schaute ich Judith an.
„Sie überwintert immer ein paar Monate auf Mallorca, deshalb geht es nicht. Aber ich glaube, so ein Ara wird bestimmt von seinem Besitzer gesucht, die Viecher sind richtig teuer.“
„Na wer weiß, bei dem, was der so redet?“
Wie aufs Stichwort kam in diesem Moment ein gekrächztes „Dir werde ich es kräftig besorgen…“, vom Wohnzimmerschrank. Und als ob das nicht genügte, setzte er eine Oktave höher noch nach: „Ich schlucke ja, aber wehe Du spritzt es mir ins Gesicht!“
Kopfschüttelnd flüchtete ich aus dem Raum.
Als ich am nächsten Tag mit Emily im Einkaufswagen durch die Eingangstür des Supermarktes schob, leuchtete mir ein neongrünes Plakat mit einem Ara entgegen.
Schnell holte ich mein Handy heraus und speicherte die Nummer, unter der ich Kontakt zum Besitzer aufnehmen konnte.
Nachdem wir eingekauft hatten und wieder im Auto saßen, gab ich Emily einen ihrer Lieblingskekse und versuchte, unter der angegebenen Nummer jemanden zu erreichen.
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