Corinna spürte die aufsteigende Wut. Sie musste sich beherrschen, um nicht einfach loszubrüllen. Dass die 18jährige Schülerin nicht nur enttäuscht, sondern richtig zornig war, konnte man eigentlich deutlich sehen. Doch dazu hätte es von Seiten ihres Vaters ein klein wenig mehr Aufmerksamkeit bedurft, die sich jedoch auf ein anderes Mädchen konzentrierte. Mona platzte vor Stolz, als sie der Papa für ihr gutes Zeugnis lobte. Corinnas Zwillingsschwester lächelte triumphierend, während sie mürrisch an die weiß gestrichene Wand starrte. Die beiden jungen Frauen waren so verschieden, dass man sie kaum verwechseln konnte. Corinnas lockiges Haar leuchtete rötlich, wenn wie heute die Sonne darauf schien. Monas dunkelblonde Mähne reichte fast bis zum Ansatz ihres Popos und wies einen schimmernden Goldton auf. Gerd Wolter zog die zweieiigen Zwillingsmädchen alleine auf. Mona und Corinna waren das nicht geplante Resultat einer Liebesnacht. Die Mutter der Mädchen wollte nicht heiraten, da sie sich viel zu jung für eine Ehe mit Gerd fühlte. Greta überließ Gerd das alleinige Sorgerecht, verzichtete sogar auf jeglichen Umgang mit ihren Töchtern. Die Mädchen kannten diese traurige Wahrheit. Beide fanden ihre eigenen Methoden, um damit klarzukommen. Die verschlossene Corinna war eine sehr gute Schülerin, der das Lernen leichtfiel. Mona musste sich da schon mehr anstrengen, was auch an ihrer mangelnden Motivation lag. Dieses Mal fiel ihr Halbjahreszeugnis ganz ordentlich aus, worüber sich ihr Vater sehr freute. Corinnas hervorragende Noten übersah der Papa, da er diesen hohen Standard schon gewöhnt war. Corinna war immer eine der besten Schülerinnen, die bestimmt ein sehr gutes Abi ablegen würde. Bei Mona war das nicht so sicher. Gerd liebte seine Mädchen gleichermaßen. Er gab alles, um ihnen ein guter Vater zu sein.
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