Ich war nicht begeistert als ich die Einladung in meinem Briefkasten fand. Siedlungsfeste - damit verbinde ich schwarz verkohlte Grillwürstchen, Zwangsverbrüderung mit Nachbarn, die die Gelegenheit nutzen, ihren bierschweißigen Handabdruck auf meiner nackten Schulter zu hinterlassen, und Alleinunterhalter, deren Repertoire so unvermeidbar wie das Verhängnis in der griechischen Tragödie auf „Rosamunde" und die „Polonaise Blankenese" hinsteuert. Nein, ich hätte den Abend gut brauchen können, um ein paar mehr Kisten auszupacken und über die optimale Platzierung meiner Bildersammlung an den noch kahlen, frisch getünchten Wänden der Wohnung zu meditieren. Aber ich wollte nicht arrogant wirken. Ich lebte erst wenige Tage hier.
Neuer Job, neue Stadt - das letzte Jahr war hart gewesen, mein Leben sozusagen neu formatiert worden, und ich fühlte mich ziemlich gegen den Strich gebürstet. Die Personalabteilung hatte den Mietvertrag besorgt - keine Ahnung, wer welche Fäden gezogen hatte, denn die Wohnungen in diesem architekturpreisgekrönten Siedlungsprojekt waren begehrt und die Nachbarn, die ich bis jetzt getroffen hatte, offen und unkompliziert. Darum knirschten meine Zähne nur leise, als ich meinen Beitrag zu den Festkosten in einen Umschlag steckte und in den angegebenen Briefkasten warf.Es dämmerte schon stark, als ich auf den Hof trat, den die Architekten für solche Events vorgesehen hatten. Einen Moment lang zögerte ich. Das Fest war in vollem Gang, um die Mitte des Platzes, auf der getanzt wurde, drängten sich Gruppen lachender und lebhaft redender Leute, von denen ich kaum jemanden kannte. Es störte mich nicht wirklich, Außenseiterin zu sein, im Gegenteil, ich lächelte insgeheim über die verstohlen neugierigen Blicke, die mich trafen. Und da kam es ...
Wie viel Zeit war vergangen, seit ich das Stück zum letzten Mal gehört hatte? Zwei Jahre oder mehr...
Pas de deux
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Pas de deux
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