Paul und ich kannten uns seit Kindertagen. Unsere Eltern waren Nachbarn und wir Kinder haben zusammen im Sandkasten gespielt. Wir haben eine gemeinsame Klasse in der Grundschule besucht, später das Gymnasium. Wir haben beide kein Super-Abitur hingelegt, aber er mußte nicht viel Lernen, um mit 2,5 abzuschneiden. „Ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muß“ war sein Motto.
Paul war ein Frauentyp. Obwohl im Sport auch nur Durchschnitt, war er schlank gebaut. Sein größtes Plus war sein schelmisches Grinsen, wenn er wieder etwas im Schilde führte. Sein zweites Plus war, dass der liebe Gott ihn mit einem überdurchschnittlich großen Penis ausgestattet hatte, wovon man sich beim Schwimmunterricht neidisch überzeugen konnte.
In der Oberstufe gab es das Gerücht, dass eine Sportlehrerin gehen mußte, weil sie Paul einmal zu oft nach der Doppelstunde zum Mattendienst eingeteilt hat. Angeblich wurden die beiden vom Direx beim Sex erwischt, was aber nur für die Lehrerin Konsequenzen hatte. Er soll auch gewettet haben, innerhalb von vierzehn Tage die unbeliebte Mathelehrerin Frau Bornheimer zu verführen, was er geschafft haben will. Da war er 17; was davon Mythos und was Wahrheit ist, wurde nie geklärt.
Nach dem Abi haben wir uns etwas aus den Augen verloren; er fing ein Studium an, brach ab, reiste um die Welt. Ich machte eine kaufmännische Lehre, wollte Geld verdienen. Irgendwann bekam ich eine Karte aus Rio, die Paul zu meinen Eltern geschickt hatte. Später folgte eine aus Macao. Er hatte auf Containerschiffen angeheuert und befuhr die sieben Weltmeere.
Dann war längere Zeit Ruhe. Nach mehreren kurzen Beziehungen lernte ich Regine kennen. Schlank, sportlich, tolle Figur, etwas längere braune Haare. Es war Liebe auf den ersten Blick. Hört sich kitschig an, war aber so. Wir zogen bald zusammen, zunächst in eine Mietwohnung, später bauten wir ein Haus.
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