Paula und die schwarze Lederjacke

Geschichten vom Anfang des Liebens

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Paula und die schwarze Lederjacke

Paula und die schwarze Lederjacke

Stayhungry

Diese beiden Lieder beschrieben alles, wirklich alles der Jahre seiner seelisch-sinnlichen Beziehung mit Ines und er konnte nicht sagen, welches der beiden ihm mehr Tränen in die Augen trieb. Ihre Liebe, auch ihre sinnliche, war nicht einfach nur er und Ines. Diese Liebe war immer auch Paula. Diese prächtige junge Dame war gezeugt im Taumel zartester Gefühle und wildester Vereinigung, ein Paar eng umschlungen Haut auf Haut, nichts und niemand auf dieser Welt konnte je zwischen sie gelangen, wenn sie sich einander in liebendem Begehren zuwandten. Und dieses kleine Leben entsprach, noch bevor es die Welt erblickte in allem dem, was diese Frau und dieser Mann füreinander empfanden. Und diese Empfindungen verhießen mit diesem kleinen Leben, dass sie ein Leben andauern würden. Etwas anderes schien nie und niemals möglich, weil es nie und niemals möglich sein könnte, Paula nicht zu lieben! Und genau das ist auch niemals geschehen. Nur die Liebe zueinander hatte sich bei denen, die ihr das Leben schenkten, still und heimlich, ganz leise davongestohlen, bei einer mehr, beim anderen viel weniger, so als wäre sie nicht mehr nötig, weil Paula längst auf eigenen Füßen zu stehen lernte.

Daddy, ich pass schon auf mich auf! beschwichtigte Paulas stets augenzwinkernd, noch bevor er seine Sorgen zu äußern wagte. Er hatte nicht mal Angst, dass Paula ihm bei einer Trennung von Ines entgleiten würde. Viel wahrscheinlicher war, dass sie bei ihm wohnen würde, nach dem, wie sie sich fortwährend mit ihrer Mutter fetzte. Doch nicht einmal das war ihm Trost. Denn Paula gab es immer nur mit Ines, der nach wie vor Geliebten und Begehrten. Paula, ersehnt, geliebt, willkommen schon vor dem Augenblick ihrer Zeugung, war der Inbegriff aller Liebe, Lust und Leidenschaft, all dessen, was ihn und ihre Mutter zueinander finden ließ. Sie war die Ewigkeit ihrer flüchtigen innigsten Momente und alles, das wuchs mit und in ihr.

*

Ich fahr jetzt in die Kleiderkammer! rief Ines vom Flur zu ihm herein. Hast du noch was, das ich mitnehmen soll? Nein, danke rief er zurück, ohne aufzustehen und sich von ihr zu verabschieden und schon gar nicht, um mit ihr in Verhandlungen zu treten über das von ihr nicht mehr geschätzte Kleidungsstück, mit dem er doch so viele liebevolle Erinnerungen verband.

Paula war die Verkörperung der Liebe des Lebens zu sich selbst, jeden Tag der lebendige Beweis, dass nichts von dem Guten, Wunderschönen, das er so schmerzlich vermisste, nur eine Verklärung seiner nostalgischen Melancholie sei. Alles, wirklich alles, was er mit ihr erinnerte, war nichts als die wahre Wirklichkeit ihrer Liebe.

Was war dagegen schon eine alte Lederjacke?

Die Reliquie einer unwiederbringlich vergangenen Zeit.

Mehr nicht.

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