Sollte sich etwas ändern, so galt es, die mögliche Zeit optimal zu gestalten. Ein solcher Vorsatz ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, wenn daraus ein Termin bestimmter Leistungsdruck wird. Ich musste also gut in mich hineinhören, was ich wirklich wollte. Wäre es mir zuwider, wenn ich allzeit bereit sein musste? Schon, aber wäre es wirklich so? Nur, wenn ich mich auf diese Sicht der Dinge beschränkte. Ich musste ja nur aufhören damit, abendlicher Einsamkeit und Langeweile entspringende halbherzige Lustanwandlungen mit bequemer Technik zu eliminieren, um dann nicht mehr wirklich hungrig zu sein auf meinen Mann, der sich aufrichtig nach mir sehnt. Jetzt mal ehrlich: umgekehrt möchten wir Frauen das doch auch nicht!
Natürlich sind die Grundsätze: Nicht so! Nicht jetzt! Nicht mit Dir! das Recht jeder Frau und zu jeder Zeit. Aber musste ich diese Rote Karte auch meinem Mann mit erschreckender Regelmäßigkeit zeigen? Er hingegen bemühte sich nur noch, Konflikte zu vermeiden, um die Stimmung nicht zu stören, um mir doch noch nahe kommen zu können. Ein stumm Hoffender und Leidender, ein hilfloser Bettler war er geworden und nicht dieser selbstbewusste, einfallsreiche und einfühlsame Liebhaber, als der er durch offene Türen in mein Herz gestürmt war.
Ja, es musste sich etwas ändern.
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Ich gebe zu, es war nicht allein die Einsicht meiner emotionalen Vernunft, dass ich mich aufraffte, der Entwicklung Einhalt zu gebieten. Aus vielen Gesprächen mit Freundinnen wusste ich, dass wir Frauen ganz gerne darauf pochen, unsere Unzufriedenheit mit den Widrigkeiten des Alltags durch erhöhten Bedarf an Entspannung zu kompensieren. Elan und Esprit, unsere Männer umfassend zufrieden zu stellen, erwachsen daraus selten. Solange diese um uns rum sind, sehen wir unsere Ehe - zumindest von außen - nicht bedroht. Und die Gefahr von innen wird gern verdrängt.
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