Pendlerliebe

Geschichten vom Anfang der Leidenschaft

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Pendlerliebe

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Stayhungry

Aber mein Mann war nicht zu Hause. Er war 800 Kilometer weit weg. Wenn ich ihn mal unter Tags nicht erreichen konnte, weil sein Betonbunker von Bürohaus jeden Empfang seines Smartphones verhinderte oder er in einer Konferenz weilte und nicht rangehen konnte, dann nahm seine Kollegin, Frau Dr. Brandtstedt den Anruf über das Festnetz an. Die war immer sehr herzlich, richtete alles gewissenhaft aus und fand stets auch ein paar freundliche Worte unbekannter Weise.
Ich hasste Frau Dr. Brandtstedt. Und Frau Steinmann, deren beider Sekretärin. Die war zwar höflich und ebenso zuverlässig. Ich hasste sie beide, weil sie dort waren bei meinem Mann, die vielen Stunden einer langen Arbeitswoche. Unbekümmert hatte er mir schon Fotos von kleinen Geburtstagsfeiern gezeigt, die die nette Runde seines Teams zeigten. Diese Weiber waren nicht nur zuvorkommend und hatten einschmeichelnde Stimmen, sie sahen einfach auch atemberaubend gut aus. Nicht unbedingt besser als ich, aber ich war ja auch nicht dort. Die hingegen konnten ihre Möpse und Arschprachten unentwegt an ihm vorbeiwackeln. Gefahr war im Verzug und ich musste handeln.

Natürlich ist es beschämend, wenn ein Bemühen um den eigenen Mann aus einer Eifersüchtelei erwächst. Er hätte es ja verdient um seiner selbst willen, denn er war ein aufmerksamer Ehemann und respektvoller Partner. Aber derart philosophische Gedanken erlege ich mir ohne besonderen Anlass nicht gerne auf. Ich bin mehr dem konkreten Leben verhaftet und mein Mann schätzt mein zupackendes Wesen - in jeder Beziehung.

Auch wenn es also moralisch von minderem Wert sein mochte: Konkurrenz belebt das Geschäft und ich war nicht gewillt, mir selbst mein Glück zu vergraulen.

Mein Mann hatte sich immer sehr charmant und phantasievoll um mich bemüht, aber verführt hatte er mich nie, immer nur offene Türen eingerannt. Jetzt wollte ich mich dahingehend prüfen, ob ich auch halbwegs Gefallen daran finden könnte, wenn ich einfach versuchte, seinen Erwartungen zu entsprechen und ihn darüber hinaus ein wenig zu überraschen. Dazu musste ich schon ein bisschen etwas ändern in meinem Quasi-Alleinerziehenden-Leben.

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Gedichte auf den Leib geschrieben