Hedwig Reiser schwor in diesen Momenten auf die altbewährten Methoden, zu denen auch ein ordentlicher Povoll gehörte. Was die Direktorin von Margots vorbeigenden Maßnahmen hielt, konnte man sich leicht denken. Die Direktorin hatte den guten Ruf des Internats zu bewahren, dem eine solche “Beischlafsbeihilfe“ deutlich entgegen stand. In diese Gedanken hinein drang die Pausenglocke. Margot beendete die Stunde, worauf die Mädchen ins Freie strömten. Auf dem Hof wollte Bine wissen, ob Klaus schon die Stones Karten bekommen hatte.
„Noch nicht, Bine, aber die haben das Konzert sowieso um zwei Wochen verschoben. Der Beatschuppen scheint wohl zu klein für die ganzen Fans, und nun spielen die Stones in einer Halle…“
Die jungen Frauen spürten eine leidenschaftliche Erregung, wenn es um dieses Konzert ging. Bine und Petra mochten zwar die Fab Four lieber, lernten aber durch Manus Intervention immer mehr Songs der Rolling Stones kennen, die ihnen sogar ganz gut gefielen. Außerdem ging es bei diesem Gig um die Abwechslung vom eher langweiligen Internatsalltag. Es reizte auch das Verbotene, da es den minderjährigen Schülerinnen untersagt war, so ein Beat-Konzert zu besuchen. Manu, Bine und Petra machten sich da aber nicht so viele Gedanken. Sie rechneten schlimmstenfalls mit einem weiteren Popovoll über einem Lehrerinnenknie, der ihnen dieses Ereignis durchaus wert war. Die Mädchen bezogen von Hausmeister Ludwig eher gemäßigte Haue, wie auch Manu von Fräulein Majewski. Die drei Rebellinnen dachten keine Sekunde daran, dass es noch viel strengere Strafen gab, die im Zweifelsfall noch immer ausgesprochen werden konnten. Hedwig Reiser verwahrte verschiedene Rohrstöcke aller Dicken und Längen in einem eigens dafür vorgesehenen Schrank. Darin befanden sich auch andere Erziehungshelfer, die in letzter Zeit eher selten benutzt wurden. Trotzdem staubte die Direktorin diese Züchtigungsinstrumente in regelmäßigen Abständen ab, wozu sie ein weiches Tuch benutzte. Hedwig agierte nach dem Motto: wer weiß, wann sie wieder gebraucht werden?
Man brauchte kein Prophet sein, um eine Vorhersage zu treffen, die diese Annahme bestätigen sollte. Manu verzog sich mit Bine und Petra hinter die Turnhalle. Hardy hatte die Mädels mit Zigaretten versorgt, die nun heimlich angesteckt wurden. Manuela fühlte sich sehr erwachsen, als sie den Rauch durch die Nase entweichen ließ. Ihre langen Beine konnte auch der konservativ geschnittene Schulrock nicht gänzlich verbergen. Bine bückte sich, um ihre Schnürsenkel zu binden. Petra versetzte ihr einen lauten Klatsch auf die angespannte Kehrseite. Die Mädchen kicherten. Es herrschte gute Stimmung auf dem Schlossinternat. Noch ahnte keine der jungen Damen, dass am Himmel dunklere Wolken lauerten, die den strahlenden Sonnenschein zu verdrängen drohten. Manus ganze Energie galt ihren jüngsten Leidenschaften, die da Beat und junge Männer hießen. Bine und Petra folgten ihr auf diesem verbotenen Weg, den zu beschreiten, ein Riesenabenteuer bedeutete. Die Schulglocke rief die Mädchen ins Klassenzimmer zurück. Lachend und mit untergehakten Armen rannte das “Trio Infernale“ über den Schulhof. Den Mädels gehörte die Welt!
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