Klein und unansehnlich waren meine Brüste und seit meinen Jungmädchenjahren hatten sie mir nur Verdruss bereitet. Als Frau versuchte ich meine körperlichen Unzulänglichkeiten durch lässig weite Kleidung zu vertuschen, was nicht mehr gelang, wenn ich mit einem Mann im Bett lag. Dann kamen meine unscheinbaren Körperkonturen unerbittlich zum Vorschein. Nicht selten musste ich mit Hand und Mund wieder aufrichten, was beim Anblick meiner Brüste so schnell erschlafft war.
Mir war danach jedes Mal zum Heulen zumute und ich überlegte immer wieder, ob ich mich nicht doch einer Schönheitsoperation unterziehen sollte. Aber mir kamen schnell Zweifel, ob sich danach etwas ändern würde. Die Konkurrenz unter den Frauen ist groß wie bei Ulrikes Auswahl der Fotomodelle.
Ich hatte ihr schon vor einiger Zeit zu verstehen gegeben, dass auch ich als Aktmodell zur Verfügung stand, ohne Honorar versteht sich, allein des Ruhmes wegen, wenn ich nur auf einem der Ausstellungsbilder zu sehen wäre. Außerdem erklärte ich mich vor der Kamera zu allem bereit. Auch das konnte sie nicht bewegen, mich wenigstens zu Probeaufnahmen einzuladen.
„Das habe ich auch schon an den Mann gebracht.“ Ulrike zeigte auf den roten Punkt an einem großformatigen Bild.
„An den Mann gebracht?“, wiederholte ich kopfschüttelnd.
„So etwas kaufen eben nur Männer und Männer kaufen nur so etwas“, erklärte Ulrike mit festem Unterton, und wollte noch etwas hinzufügen; doch hielt sie inne, als sich eine männliche Stimme laut und vernehmlich neben uns räusperte. Ich bemerkte erst jetzt den Mann nur wenig von uns entfernt.
„Haben Sie es denn überhaupt schon mal mit anderen Fotomodellen versucht?“, fragte er direkt an Ulrike gewandt.
Sie zögerte mit ihrer Antwort. „Warum sollte ich!?“ Sie zeigte auf das Bild vor uns. „Männer springen nur auf so etwas an, gerade bei Aktfotografien!“ Sie wich dem tadelnden Blick des Mannes aus.
„Es gibt auch andere Männer! Männer, die Frauen mit zierlichen Pfirsichbrüsten bevorzugen. Wenn ich Ihre Bilder sehe, denke ich eher an Wassermelonen.“
Helga zog stirnrunzelnd die Augenbrauen zusammen, Ulrike schluckte ein paar Mal und brachte kein Wort hervor. Sie machte ein paar Schritte ausweichend zur Seite. Helga folgte ihr; nur ich blieb stehen und lächelte verlegen den Mann an, als habe er mit ‚zierlichen Pfirsichbrüsten‘ meine gemeint.
Wir betrachteten schweigend das Bild vor uns. Wieder eine Aufnahme mit ‚Melonenbrüsten‘, wie sich der Mann so abfällig ausgedrückt hatte. Er beugte sich leicht zu mir. „So etwas könnte mich nie erregen“, meinte er im Flüsterton.
Ich atmete tief durch, blieb reglos stehen und wagte nicht, fortzugehen wie Ulrike und Helga es getan hatten. Das käme einem Widerspruch gleich, und widersprechen wollte ich ihm beileibe nicht. Ich rückte sogar einen Schritt näher zu ihm und blieb einfach abwartend neben ihm stehen.
„Hatte denn die Fotografin keine anderen Models zur Verfügung?“, wollte er wissen. Ich zögerte: „Ja schon! Aber Sie sehen ja, welche sie ausgewählt hat. Ich bin leider nicht darunter.“
Pfirsichbrüste
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