Phryne

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Phryne

Phryne

Leif Larsson

Während Sina van der Moelen um die lange Tafel herumstöckelte, um sich bei den Dinnergästen mit dem ausdauernsten Sitzfleisch charmant für ihr Kommen zu bedanken, begab er sich in das Foyer, wo sich nur noch wenige Besucher aufhielten. Sein Chauffeur wartete bereits zeitunglesend in einem englischen Ledersessel. Als sich Carlo seinen Mantel geben ließ, erhob sich der Fahrer, setzte seine Mütze mit routinierter Handbewegung korrekt auf den Scheitel und verschwand durch die Schwingtür, um den Wagen vorzufahren.

Wie seine Gastgeberin es versprochen hatte, händigte der Chauffeur ihm den Generalschlüssel aus und versicherte, er werde sich um die Schwimmbadtechnik kümmern. Carlo dankte ihm und fuhr mit dem Lift nach oben. Er machte sich nicht erst die Mühe, seinen Abendanzug gegen Freizeitklamotten einzutauschen. Er schnappte sich ein großes Handtuch und seine Badehose und fuhr sofort hinunter in die Wellnessetage. Als sich die Tür des Aufzuges öffnete, lag die kleine Halle vor dem Eingang im schummrigen Licht der Notbeleuchtung vor ihm. Carlo ging zu der Glastür, hinter der sich die Delfin-Therme befand. Er steckte den Schlüssel ins Schloss. Tatsächlich ließ sich die Schwingtür ohne Mühe öffnen. Zögernd betrat er das Bad.

Die Laternen der Außenanlage hinter der großflächigen Glasfront spendeten zu so später Stunde keine Helligkeit mehr. Das Notlicht reichte gerade aus, um sich zu orientieren und um nicht zu stolpern. Die Luft war gesättigt mit der feuchten Wärme und dem charakteristischen Geruch, an dem man alle Hallenbäder der Welt mit geschlossenen Augen erkennt. Carlo ging langsam über die stumpfglänzenden Bodenfließen. Langsam gewöhnten sich seine Augen an das schummrige Licht. Wie flüssiges Blei lag die vollkommen glatte Wasserfläche des Bades vor ihm. Die wenigen Lichtreflexe verteilten sich darauf wie Sterne am Nachthimmel.

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