Piercing

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Dreaming Dolphin

Und irgendwann fasste ich mir ein Herz und sprach sie an.
„Entschuldigung", sagte ich, „darf ich dich mal was fragen?"
Sie nickte wortlos. Offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass ich sie ansprechen könnte.
„Sorry!" sagte ich. „Ich hab dich einfach so geduzt! Ist das ok?"
„Klar!" sagte sie jetzt. „Kein Problem!"
„Gut!" Ich machte eine kleine Verlegenheitspause. Dann fuhr ich, etwas hilflos die richtigen Worte suchend, fort: „Also ... äh ... ich weiß, es ist ungewöhnlich ... und ich will auch keinesfalls aufdringlich sein ... aber ich würde dich gern mal was fragen ..."
Sie lachte, und in diesem Moment war sie wirklich außergewöhnlich hübsch. „Nun mal nicht so schüchtern!" sagte sie. „Fragen Sie ruhig! ... Oder darf ich Sie auch duzen?"
Ich nickte. „Na klar! So alt bin ich ja auch noch nicht!" – und kam mir doch in diesem Augenblick mit meinen 37 Jahren unendlich alt vor im Vergleich mit ihr. „Ich heiße Thomas."
Sie nickte. „Thomas. Aha! Mein Name ist Jacqueline!" Sie streckte mir eine kleine, zierliche Hand entgegen. „Aber meine Freunde nennen mich Jackie! Das ist mir auch lieber. Es klingt nicht so abgehoben wie Jacqueline!"
Ich hielt ihre Hand ein klein wenig länger als nötig, dann ließ ich sie, ein klein wenig verlegen, los.
„Und? Auch unterwegs nach Berlin?"
„Ja. Ich habe Freunde besucht in Köln. Aber ich lebe in Berlin. Und du?"
„Ich auch", antwortete ich. „Ich hatte beruflich in Köln zu tun."
Ob sie das überhaupt interessierte? Wohl kaum! Wie unbeholfen ich mir auf einmal vorkam!
Wir schwiegen uns einen Augenblick lang verlegen an.
„Du wolltest mich etwas fragen?!" sagte sie dann.
„Ach ja!" Ich nickte eifrig. „Aber es ist etwas ... ungewöhnlich ... etwas Persönliches ... Und du musst nicht antworten, wenn du nicht willst!"
Sie lachte. Ein helles, freundliches Kinderlachen!

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Gedichte auf den Leib geschrieben