Piratenbräute

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Piratenbräute

Piratenbräute

Andreas

Louisas Empörung konnte Murdock deutlich in ihrem hübschen Gesicht ablesen. Katherine beschloss, dass es an der Zeit war, Louisa etwas Beistand zu geben. „Sie braucht etwas Zeit, Matt. Sei nicht so streng mit ihr. Louisa wird sicher schnell dazulernen, wenn du ihr eine faire Chance gibst.“ Matt brummelte etwas in seinen grauen Vollbart, das nicht allzu sehr nach Begeisterung klang. Louisa hatte sich ihr Abenteuer wiederum völlig anders vorgestellt. Einerseits war sie froh, dass sie den Hochzeitsplänen ihres Vaters entkommen konnte. Dennoch gab es an Bord dieses Piratenschiffes wenig Erbauliches. Ganz zu schweigen von romantischen Nächten unter dem Sternenhimmel, die Louisa in den Armen eines charmanten Freibeuters genießen wollte. Wobei es einen Mann gab, der ihr auf der ‚Dark Lady‘ vom ersten Tag an aufgefallen war. Es handelte sich um Jim Cullen, den ersten Steuermann. Er sah gut aus mit seinen schulterlangen, schwarzen Haaren, die er mitunter zu Zöpfen flocht. Katherine bemerkte Louisas Schwärmerei für den jungen Piraten. Die Tochter des Captains machte sich keine Illusionen, was die Romantik eines solchen Lebens betraf. Katherine hatte genug erlebt, um zu wissen, dass man den meisten Männern nicht trauen konnte. Sie hatte ihren Status an Bord nicht nur durch ihr Geburtsrecht geschenkt bekommen, sondern ihn regelrecht erkämpfen müssen. Die kluge Frau wusste, dass Louisa überhaupt nicht klar war, auf was sie sich eingelassen hatte. Da sich die vornehme Dame Mühe gab, ihren Aufgaben in der Kombüse gerecht zu werde, gewährte Captain Tarbeard ihr einige Freiheiten. Die Crew schwor sich durch ein kleines Fest auf die Kaperfahrt ein, an dem auch Louise teilnehmen durfte. Es dauerte nicht lange, bis die Männer schmutzige Lieder sangen und dabei reichlich dem Rum zusprachen. Louisa erregte des Steuermanns Aufmerksamkeit, indem sie in ausgelassener Stimmung zu den Klängen der Fidel tanzte. Der aus Irland stammende Matt Murdock spielte sich in einen Rausch, während Louisa den Steuermann zum Tanz aufforderte. Katherine gefiel es nicht, wie das Mädchen sich aufführte. Sie hatte Angst, dass ihre Tarnung aufflog, wenn das vermeintliche Waisenkind sich derart offensiv gebärdete. Als Louises Po auch noch beiläufig Jim Cullens Schritt streifte, spürte Katherine, dass sie eingreifen musste. Die Seemänner johlten, während Katherines Augen Skepsis versprühten. Jim umfasste Louisas Hüfte, um sie näher zu sich herzuziehen. Captain Tarbeard schmunzelte, als seine Tochter dem Treiben Einhalt gebot. „Mir scheint, dass unser junges Crewmitglied müde ist und die Koje nach ihr ruft. Du hast sicher nichts dagegen einzuwenden, Jim, wenn ich Louise nun dorthin geleite?“ Jim verzichtete auf einen Protest, während Louisa ihren Unmut äußerte. Katherine ignorierte jede Widerrede, indem sie die sich sträubende Louise fest am Arm packte. Katherine zog das Mädchen hinter sich her, bis sie ihre eigene Kajüte erreicht hatte. Sie stieß Louisa ins Innere, wobei sie wütend ausrief: „Was denkst du, wo du dich hier befindest? Auf einem Schiff der englischen Königin? Ich glaube, dass es an der Zeit ist, dich über gewisse Tatsachen aufzuklären. Kann es sein, dass deine Mutter etwas versäumt hat, das ich nun nachholen sollte?“ Louisa fühlte sich mit einem Mal nüchtern. Katherines strenger Blick ängstigte sie noch mehr als es ihre Andeutungen taten. „Meine Mutter ist früh verstorben. Ich wurde von einer Gouvernante zur jungen Dame erzogen.“, verteidigte sie sich. „Dann hat deine Gouvernante offensichtlich einen Fehler gemacht, den ich nun korrigieren werde. Wir befinden uns auf einem Piratenschiff, auf dem sich naturgemäß Piraten befinden. Wenn du einem Mann wie Jim Cullen schöne Augen machst, wird er sich Frechheiten herausnehmen. Ich toleriere solch ein Verhalten keineswegs, habe aber auch keine Lust, ständig auf dich aufpassen zu müssen. Von daher werde ich dir einen kleinen Denkzettel verpassen, der dich hoffentlich wachrütteln wird!“ Im selben Moment setzte Katherine sich auf einen Stuhl und nur wenige Sekunden später zappelte Louisa hilflos über ihrem Schoß.

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