Piratenbräute

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Piratenbräute

Piratenbräute

Andreas

Louisa Bloomington wusste genau, was sie von ihrem jungen Leben erwartete. Die 19-jährige Tochter des angesehenen Bankiers Charles Bloomington liebte die aufregenden Abenteuer, die sich aus ihren überbordenden Tagträumen speisten. Louisa sehnte sich nach verwegenen Männern, die ihr romantische Nächte unter sternenklarem Himmel versprachen. Ihr Vater hatte sie eindringlich gewarnt. Louise sollte sich vom Hafen fernhalten, da es dort nur so von Gesindel und zwielichtigen Gestalten wimmelte. Nassau war ein gefährliches Pflaster, da die Stadt nicht nur, aber auch von den Beutezügen der Piraten lebte. Louises Vater machte dadurch gute Geschäfte, auch wenn er mit den Freibeutern nichts zu tun haben wollte. Jedenfalls nicht auf persönlicher Ebene. Für Louise hatte er zudem andere Pläne im Sinn. Charles Broughton sollte ihr Ehemann werden. Der 40 Jahre alte Juwelier verstand sein Handwerk, was man über sein Verständnis des anderen Geschlechts nicht behaupten konnte. Charles war ein Langweiler und Louise verspürte keinerlei Ambitionen, um mit ihm vor den Traualtar zu treten. Nach einem Streit mit ihrem Vater, der die geplante Hochzeit betraf, zog es die junge Frau nach draußen. Louise brauchte frische Luft, um ihren Kopf von den trüben Gedanken freizubekommen. Ohne groß nachzudenken, ging sie in das berüchtigte Hafenviertel. Louisa fiel schon allein durch ihre Kleidung auf. Sie trug ein teures Kleid, das von einem talentierten Schneidermeister angefertigt wurde. Louisa fühlte sich unwohl, als sie die lüsternen Blicke einer Männergruppe wahrnahm. Sie lief mit schnellen Schritten an ihnen vorbei, wobei sie die bohrenden Augen in ihrem Rücken spürte. Vor einer der zahllosen Hafenkneipen stand eine junge Frau, die Louisas Interesse erweckte. Das Mädchen war nicht viel älter als sie selbst, bewegte sich aber mit einer unheimlichen Selbstsicherheit. Sie schien aus einfacheren Verhältnissen zu stammen, was ihrer Attraktivität aber in keiner Weise abträglich war. Louisa bewunderte ihr kunstvoll geflochtenes Haar, das dem Mädchen eine verwegene Anmutung gab. Louisa verbarg sich hinter einem Karren mit Rumfässern. Aus ihrem Versteck heraus beobachtete sie, wie die Frau mit den Seeleuten scherzte, ehe sie sich in Richtung der Schiffe aufmachte. Louisa folgte der Unbekannten, ohne weiter darüber nachzudenken. Es geschah unterbewusst, bis sie sah, wie die Frau eine Schaluppe betrat. Louisa fasste sich ein Herz. Sie wartete einen Augenblick, ehe sie selbst ihre zierlichen Füße auf den Zweimaster setzte. Louisas Herz pochte. Vier Männer kamen an Bord, die augenscheinlich zur Crew gehörten. Die Bankierstochter versteckte sich unter einem Beiboot, um nicht entdeckt zu werden. Sie sah, wie ein älterer Seemann der unbekannten Frau einen Klaps auf den Hintern versetzte. Das Mädchen lächelte auf gelangweilte Weise, während Louisa ein Schauer über den Rücken lief. Zu ihrem Entsetzten machten sich die Seeleute auf, die Segel zu setzen. Sie war gezwungen, in ihrem Versteck auszuharren, wenn sie es nicht riskieren wollte, dass sie die Männer entdeckten. Mittlerweile bestätigte sich Louisas Befürchtung. Sie war auf einem Piratenschiff gelandet. Ein Piratenschiff, das dabei war, in See zu stechen. Louisa traute sich nicht unter dem Beiboot hervor, nachdem sie die berüchtigte Piratenflagge erkannt hatte. Nun bereute sie ihren Leichtsinn. Was würde mit ihr geschehen, wenn sie die Freibeuter fanden? Louisa zitterte vor Angst. Plötzlich stieß eine Schuhspitze gegen ihr Versteck. Louisa wagte nicht einmal zu atmen, als sie eine angenehme Stimme hörte, „Komm raus, Süße!“

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