Louisa Bloomington wusste genau, was sie von ihrem jungen Leben erwartete. Die 19-jährige Tochter des angesehenen Bankiers Charles Bloomington liebte die aufregenden Abenteuer, die sich aus ihren überbordenden Tagträumen speisten. Louisa sehnte sich nach verwegenen Männern, die ihr romantische Nächte unter sternenklarem Himmel versprachen. Ihr Vater hatte sie eindringlich gewarnt. Louise sollte sich vom Hafen fernhalten, da es dort nur so von Gesindel und zwielichtigen Gestalten wimmelte. Nassau war ein gefährliches Pflaster, da die Stadt nicht nur, aber auch von den Beutezügen der Piraten lebte. Louises Vater machte dadurch gute Geschäfte, auch wenn er mit den Freibeutern nichts zu tun haben wollte. Jedenfalls nicht auf persönlicher Ebene. Für Louise hatte er zudem andere Pläne im Sinn. Charles Broughton sollte ihr Ehemann werden. Der 40 Jahre alte Juwelier verstand sein Handwerk, was man über sein Verständnis des anderen Geschlechts nicht behaupten konnte. Charles war ein Langweiler und Louise verspürte keinerlei Ambitionen, um mit ihm vor den Traualtar zu treten. Nach einem Streit mit ihrem Vater, der die geplante Hochzeit betraf, zog es die junge Frau nach draußen. Louise brauchte frische Luft, um ihren Kopf von den trüben Gedanken freizubekommen. Ohne groß nachzudenken, ging sie in das berüchtigte Hafenviertel. Louisa fiel schon allein durch ihre Kleidung auf. Sie trug ein teures Kleid, das von einem talentierten Schneidermeister angefertigt wurde. Louisa fühlte sich unwohl, als sie die lüsternen Blicke einer Männergruppe wahrnahm. Sie lief mit schnellen Schritten an ihnen vorbei, wobei sie die bohrenden Augen in ihrem Rücken spürte. Vor einer der zahllosen Hafenkneipen stand eine junge Frau, die Louisas Interesse erweckte. Das Mädchen war nicht viel älter als sie selbst, bewegte sich aber mit einer unheimlichen Selbstsicherheit.
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