Dann griff Holger in seine Hosentasche, zog das Messer heraus und öffnete die grösste Klinge. “Tu jetzt genau, was ich Dir sage”, zischte er. Jetzt war er nicht mehr der sentimentale Lover, sondern der eiskalte Verbrecher. Der Mond verschwand hinter einer Wolke und liess Klimts Kuss im Dunkeln. Holger setzte die Klinge an Polinas Hals und riss ihr den Kopf mit seiner Linken nach hinten. “Wie mancher hat Dich in diesem Bett schon gebumst, Luder?” fragte er sie mit blitzenden Augen. Polina schwieg und wimmerte leise. Diese feinen, kleinen Nasenlöcher... Polinas geöffneter Mund mit den schönen, perlweissen Zähnen... ihr reizvolles Philtrum, die kleine Hautfalte zwischen Nase und Mund... Polinas Hals, dieser schlanke, wunderbare Hals, die abfallenden Schultern... Polinas Schlüsselbeine, die im Mondlicht deutlicher als sonst zutage traten... Polinas Tränen, die aus smaragdgrünen Augen flossen... aber Polina schrie nicht. Sie war starr vor Schreck, so starr, dass Holger das Messer weglegen, sie mühelos unter den Armen hochheben und aufs Bett werfen konnte.
Sie trug den weissen Slip, den er ihr vor Jahresfrist zum Geburtstag geschenkt hatte. Die Wolke hatte sich längst verzogen, der Mond liess Polinas Haarflaum um den Nabel aufleuchten, wie ein Schatz, gleich einem Opal aus Coober Pedy. Eine feine Delle in Polinas Schritt liess Holger vermuten, dass sie noch immer totalrasiert war. Gleich würde er Gewissheit haben. Seine Hände zitterten, als er sich an die Arbeit machte.
Er durchtrennte den Stoff von Polinas Höschen mit seinem Messer, nahm es an sich, legte es sorgfältig zusammen und schob es in die Jackentasche. Dann warf er einen letzten wehmütigen Blick auf Polinas kleine, von den grossen Labien kaum verdeckte Schamlippen, sprang auf, wandte sich grusslos von Polina ab und verliess zum allerletzten Mal ihre Wohnung.
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