Dann lernte ich Jan kennen. Meine Yogalehrerin war im Schwangerschaftsurlaub; in letzter Sekunde hatte sie eine Vertretung gefunden. Jan liess uns alle den Atem anhalten – mal ganz jenseits der Yoga-Übungen. Wir waren elf Weiber, alle etwa im selben Alter, in ähnlicher Lebenssituation. Nur Kerstin war nicht liiert, worum wir sie alle beneideten. Ich weiss nicht, ob es am Kellergeruch lag, der im kleinen Lokal herrschte. Kellergeruch macht mich seit jeher geil. Aber es zog mich zum gross gewachsenen, etwas schlaksigen Jan, und zwar mit aller Macht. Er unterrichtete uns Kundalini-Yoga.
Das Ziel des Kundalini-Yoga ist die Erweckung der Kundalini und ihr Aufsteigen durch die Chakren ins oberste Chakra, das Sahasrara, um Erleuchtung zu erfahren: Denn im Tantra wird das als Erlangen oder Vereinigung mit Atman, dem kosmischen Bewusstsein (Shiva) mit der göttlichen Energie (Shakti) angesehen*.
Alles klar? Macht nichts; jedenfalls schwitzten wir, unsere Chakren öffneten sich, und überhaupt öffnete ich mich für Jan. Nun hatte ich mein kleines Geheimnis. Mehrere Wochen lang ging ich vor Bernd zu Bett, damit ich ungestört unter der Bettdecke masturbieren konnte – dabei stellte ich mir aber nicht Bernd vor, der, einem Hengste gleich, auf mir herumritt, sondern ich genoss zärtliche Stösse von Jan. Wenn Bernd zu mir ins Bett stieg, um 22:00 Uhr wie immer, lag ich bereits schlafend auf der Seite – von seiner Bettseite abgewandt. So entfremdeten wir uns allmählich als Paar – der Familienzusammenhalt war aber da; die kleine Anna-Lena verlebte ein glückliches erstes Kinderjahr.
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