Den Körper wieder streng mit einem Frottiertuch umhüllt, setzte sie sich meist an die Bar und trank ihr obligatorisches Mineralwasser mit Zitrone, ohne Eis, später vielleicht auch mal einen kleinen Martini, aber erst kurz bevor sie wieder verschwinden würde, denn sie wollte sich hier nicht gehen lassen. Es war ihr eine Art lüsterne Horrorvorstellung, sich auszumalen, wie dieses Gruselkabinett von hässlichen Männern in einem Augenblick außer ihrer Kontrolle über sie herfallen würde. Sie hatte es schon mehrfach aus der Ferne beobachtet, wie verschiedene Frauen, wenn sie sich von jemandem nehmen ließen, das Zentrum eines Fleischknäuels wurden, dem sich, so schien es, jeder freie Mann in hektischer Betriebsamkeit näherte, um seine Chance nicht zu verpassen, auch einmal hineinzustoßen, in den gierigen Schlund. Veronika fand das abstoßend, sie wollte sich nicht dieser tierischen Entladung männlicher Triebe hingeben, sie war eine anspruchsvolle, distinguierte Frau, diese Art fleischlicher Lust war ihr widerwärtig, und doch, beobachtete sie diese Zusammenkünfte aus ihren Augenwinkeln, immer gut darauf bedacht, dass niemand ihren Blicken folgte, und ihr möglicherweise ein eigenes Vergnügen diesbezüglich unterstellen könnte. Sie wollte mit diesen Frauen nicht in einen Topf geworfen werden, und dennoch, blieb immer dieses Gefühl der Gruselspannung, wie wenn sie einen dieser Horrorstreifen ansah, was wäre wenn, mal jemand hinter ihrem Vorhang stünde und sie überfallen würde... Ach ja, alles Fantasie mit Schneegestöber.
Diesen Abend saß sie wieder einmal in ihrer Ecke, und ließ den Blick schweifen, sie hatte sich für eine Massage angemeldet, aber leider war sie diesmal ein wenig spät dran gewesen, und ganz am Ende der Liste. Heute war einfach alles schief gegangen, sie hatte einen fürchterlichen Arbeitstag hinter sich. Nun musste sie auch noch bis zum Ende bleiben, nur weil ihr letzter Kunde sich einfach nicht hatte entscheiden können.
Prinzessin auf der Erbse
5 4-8 Minuten 0 Kommentare
Prinzessin auf der Erbse
Zugriffe gesamt: 5460
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.