Schlag dir den aus dem Kopf Anni Wendt. Aber wieso eigentlich?
Jetzt aber hurtig, sonst machen die Läden zu. Mit dem Rollstuhl dauerts, bis ich da bin. Aber mit der Prothese bin ich noch langsamer, dafür muss ich noch üben und brauche eine Krücke zur Unterstützung.
Ein Ruck geht durch den Rolli. Ich sehe über meine rechte Schulter, kann aber niemanden entdecken. Nur die Hand, eine gepflegte Männerhand, die um den Griff liegt. Über der linken Schulter das gleiche Bild.
„Lassen Sie das, ich will das nicht.“, bin ich etwas gereizt.
„Schade, ich wollte nur helfen.“ Die tiefe Männerstimme klingt freundlich und nett, sogar etwas enttäuscht, weil ich ihn so angegangen bin.
„Ich kenne Sie nicht und deshalb ist es mir unangenehm. Bitte lassen Sie los.“, jetzt etwas ärgerlicher.
Der Schub verschwindet, aber die Schritte hinter mir bleiben. Ich werde nervös. Was will der Typ von mir? Wenn ich ihn nur sehen könnte, vielleicht wäre ich dann nicht mehr so ängstlich. Seine Stimme geht mir durch Mark und Knochen.
„Bitte hören Sie auf mich zu verfolgen.“, spreche ich ihn ängstlich an.
„Ich verfolge Sie nicht, habe nur zufällig den gleichen Weg.“
„Sie machen mir Angst, ehrlich.“
„Ich tue Ihnen nichts, versprochen.“, bleibt er freundlich. Seine Stimme ist beruhigend und sanft.
„Bitte gehen Sie weg.“ Eigentlich will ich gar nicht, dass er geht. Seine Stimme ist der Wahnsinn.
„Ganz sicher nicht.“, gibt er zurück.
„Wieso denn nicht.“, freue ich mich fast, dass er hartnäckig bleibt.
„Weil ich Ihnen helfen möchte, sagte ich doch schon.“
Dann schiebt mich der Kerl an die Hauswand, tritt die Bremse und kommt um den Stuhl herum. Er hockt sich zu mir herunter. Seine Augen funkeln, sein Mund lächelt freundlich und erst diese Grübchen. Jetzt weiß ich, wer das ist. Seine Hände haben sich auf meine gelegt, die auf den Reifen liegen. Jederzeit bereit, die Flucht anzutreten.
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