Ich kann nicht, nicht fliehen, nicht rückwärts und vorwärts schon gar nicht, denn da hockt er und seine Augen sehen mich an. Nicht einmal wegsehen kann ich. Reden auch nicht, mein Hals ist wie zugeschnürt und der Mund knochentrocken.
„Hallo, ich bin Bastian Arndt. Bitte verzeihen Sie, dass ich Sie so überfalle. Schon oft habe ich Sie aus dem Wohnblock, gegenüber von meinem, kommen sehen. Und heute konnte ich nicht anders, als Ihnen nachzugehen, um Ihnen zu helfen.“
Ich muss mich räuspern, weil ich keinen Ton rausbekomme. Krächzend versuche ich ihm zu antworten.
„Beobachten Sie mich etwa ständig? Ich warne Sie, übertreiben Sie es nicht. Und überhaupt, warum wollen Sie mir helfen, weil sie Mitleid haben und denken, dass ich alleine nicht klarkomme?“, fauche ich ihn an.
„Nein, Sie kommen klar, das weiß ich. Ich würde Sie viel lieber besser kennenlernen, wenn Sie mir das Erlauben.“, antwortet er etwas schüchtern. Seine Stimme ist deutlich leiser geworden. Das finde ich echt süß.
„Das ist wenigstens ehrlich Bastian, kein dummes Drumherumgerede und kein blöder Anmachspruch. Das finde ich gut. Sie bekommen eine Chance. Ich will nur bis in den Supermarkt. Sie dürfen mich bis dahin schieben. Dann sehen wir weiter.“
„Das ist mehr, als ich erwarten durfte. Darf ich nach Ihrem Namen fragen?“
„Fragen dürfen Sie, aber verraten tue ich den noch nicht.“, grinse ich ihn an.
„Ok.“, murmelt er, steht auf und schiebt mich einfach weiter. „Mögen Sie Mitleid nicht?“
„Wie bitte?“
„Ich meine, wenn ich Sie nur aus Mitleid schieben wollte, dürfte ich das dann nicht?“
„Nein, dann nicht. Ich hasse Menschen, die Mitleid heucheln oder von meinem Anblick angewidert zur Seite sehen. Nur, weil mir ein Bein fehlt, bin ich doch kein schlechter Mensch, oder einer dritten Klasse.“
„Woher wollen Sie denn wissen, dass Mitleid immer geheuchelt ist? Aber ich kann Sie beruhigen, ihre Amputation stört mich überhaupt nicht.
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