„T’schuldige, dass es so spät geworden ist.“, ist so ziemlich sein schlechtester Einstieg für den Abend. Kurz überlege ich, ob ich ihn gleich anfauche, entscheide mich dagegen und sehe ihn strafend an. Im dämmerigen Licht des Flurs wird er es nicht gesehen haben. Trotzdem strecke ihm meine Arme entgegen.
„Trägst du mich bitte in meinen Rolli?“
Seine Arme umfassen meine Hüfte und meine Kniekehle. Ich lege meine Arme um seinen Nacken. Als wäre ich eine Feder hebt er mich hoch und drückt meinen Körper fest an sich, um die Kraft geschickt umzusetzen. Wo unsere Köpfe schon mal auf gleicher Höhe sind, drücke ich ihm gleich einen flüchtigen Kuss auf die Wange auf.
„Hey, wofür war der?“, lächelt er mich süß an.
„Weil du da bist und damit du weißt, dass ich dir nicht böse bin. Du weißt schon, wegen der Spionage.“
„Das ist echt nett, danke dir.“
„Nett ist die kleine Schwester von scheiße. Ich bin aber nicht scheiße.“, kontere ich. „Basti, darf ich dich um einen Gefallen bitten?“
„Wenn ich helfen kann, gerne.“
Sanft hat er mich in den Rollstuhl gesetzt und drückt mich leicht vorwärts. So gut ich kann, sehe ich über meine Schulter. Am liebsten würde ich umgedreht im Stuhl sitzen und mich rückwärts schieben lassen, damit ich in seine Augen sehen kann. Geht aber leider nicht.
„Basti du musst wissen, ich sehe auch ab und an mal in deine Wohnung. Schon eine ganze Weile. Und ich sehe, du bist oft zu Hause. Du bist der einzige, den ich außerhalb meiner Arbeit kenne. Kannst du dir vorstellen, mit mir befreundet zu sein?“
„Wow Anni, zu gibst aber Gas. Wir kennen uns, doch kaum und da sprichst du schon von Freundschaft?“
„Na klar, ich rede von Freundschaft, nicht vom Paar sein oder sowas. Mal zusammen was unternehmen, Essen gehen, Kino, sowas eben.“
„Achso, ja sicher kann ich mir das vorstellen.“
„Basti?“
„Ja Mietze?“
„Kannst du auf meine Wohnung und auf mich aufpassen?“
„Wie meinst du das?“
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