Private Eyes - Kapitel 1

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Private Eyes - Kapitel 1

Private Eyes - Kapitel 1

Gero Hard

Was war mit ihr?
„Mama? Was ist mit ihr, geht es ihr gut?“, fragte ich voller Sorge.
„Doch ja, sie hatte mehr Glück als du. Der Gurt und die Airbags haben euch vor schlimmerem bewahrt. Sie hat nur eine Gehirnerschütterung.“, klärte er mich auf.
„Und ich, warum darf ich mir nicht ans Bein fassen Papa?“
„Weil da keines mehr ist mein Liebling.“
„Was sagst du? Quatsch, ich kann es doch genau fühlen. Und der Schmerz, den bilde ich mir doch nicht ein. Sieh hin, es ist doch da.“
„Doch Liebes, tust du. Das nennt man Phantomschmerz.“

Das war der Moment, in dem ich an mir heruntersah und feststellen musste, dass unter der Bettdecke nur ein Fuß zu erkennen war. Dort, wo ich mein Bein genau fühlte, lag die Bettdecke flach auf der Matratze. Meine Hand wollte prüfen, was die Augen sahen, aber das Gehirn nicht verstand.
Bereit auf alles gefasst zu sein, fuhren meine Finger über meinen Beckenknochen, ertasteten die Leiste und fühlten das feste Fleisch meines Oberschenkels. Bis hierher war schon mal alles in bester Ordnung.
Zehn, vielleicht fünfzehn Zentimeter tiefer wurde der Oberschenkel schmaler. Auch das war noch wie gewohnt und anscheinend unverletzt. Plötzlich endete der Schenkel. Kein Knie, dass sich an der Stelle für gewöhnlich befand. Kein Knochen, der das Schienbein bildete. Erschrocken schlug ich die Bettdecke zur Seite …
Das konnte doch nicht sein, ich fühle es doch, spürte das Geweicht des Beines, den pochenden Schmerz des Blutdrucks. Und unter der Fußsohle … wie konnte es da jucken, wenn der Fuß doch nicht da war?
Ich schlug die Hände vors Gesicht und konnte die Tränen nicht zurückhalten, heulte laut und schluchzte mitleiderregend. Papa zog mich, so gut es eben ging, an sich und versuchte mich zu trösten. Tausend Dinge schossen mir in den Kopf. Dass ich nie wieder gehen konnte, zum Beispiel, was natürlich völliger Mumpitz war. Oder nichts wars mehr mit den ausgedehnten Joggingrunden, wie ich sie gewohnt war, was genauso Kokolores war.

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