Private Eyes - Kapitel 1

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Private Eyes - Kapitel 1

Private Eyes - Kapitel 1

Gero Hard

Für mich bedeutete es das Ende meines bisherigen Lebens und ein neues, eines amputierten Unterschenkels angepasstes, erwartete mich. Es machte mir Angst, was auf mich zukommen würde. Es machte mir Angst, wie die Menschen um mich herum künftig mit mir umgehen würden, Familie, Freunde, Kollegen, werden sie mich ausgrenzen, mit Argwohn betrachten oder deshalb gar ignorieren? Mich mit Mitleid überschütten, was ich aber nicht möchte. Fragen, auf die ich keine Antwort hatte … noch nicht.

„Lass mich jetzt bitte allein Papa.“
„Aber Anni …“
„Bitte Papa.“

Entschlossen legte ich ihm einen Finger auf den Mund und schüttelte den Kopf. Er verstand, gab mir traurig einen Kuss auf die Stirn und ging mit hängenden Schultern aus dem Zimmer. Ich drückte den Knopf am Bett, der das Kopfteil in die Senkrechte fahren konnte.
Der Verband verdeckte den frisch vernähten Stumpf. Immer wieder strich ich darüber. Versuchte meine Berührungen zu fühlen. Ich musste unbedingt wissen, ob ich noch Gefühl im Bein hatte. Lange sah ich die ungleich gewordenen Beine an. Was nun? Ich wusste es nicht und hatte auch keine Idee für die Zukunft.
Papa musste eine Krankenschwester angesprochen und nach einem Beruhigungsmittel für mich gefragt haben. Er hatte wohl den Eindruck, ich würde kurz davor sein, durchzudrehen. Ganz weit daneben lag er damit nicht.
Eine Schwester kam jedenfalls rein und gab mir einen kleinen Becher mit einer Tablette und einem Glas Wasser.

„Nur ein leichtes Beruhigungsmittel.“, beantwortete sie meinen fragenden Blick.
„Eigentlich würde ich viel lieber mit einem Arzt sprechen.“, ließ ich sie wissen.
„Das können Sie auch. Bitte nehmen sie trotzdem eben die Tablette, sie wird Ihnen helfen. Dann sage ich dem Arzt Bescheid.“

Sie lächelte nett, wartete geduldig, bis ich die Pille geschluckt hatte und ging dann raus.
Es dauerte noch eine Weile, bis der Arzt bei mir am Bett stand und mich über die Verletzung aufklärte.

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