Auch, warum man mir das Bein abnehmen musste. Die Information, dass man mich sonst nicht aus dem Auto bekommen hätte, weil das Bein unter dem Armaturenbett eingequetscht war, tröstete mich auch nicht sonderlich. Aber es erklärte, warum es nun war, wie es eben war.
Wir redeten lange, er nahm sich wirklich viel Zeit für mich. Klärte mich über Behandlungsverläufe auf, Risiken, Komplikationen, die sich einstellen konnten, informierte mich zu den Möglichkeiten moderner Prothetik und schaffte es sogar, mir damit etwas Hoffnung zu machen. Beispiele gut gemachter Prothesen gab es genug und Sportler, die mit deren Hilfe Höchstleistungen vollbringen konnten, auch. Er machte mir das gekonnt an ein paar Beispielen bei den Paralympics deutlich.
Meine Mutter war bald über den Berg und konnte wieder nach Hause. Ich lag nun da und musste mir jeden Tag von den Beiden anhören, dass auch bei mir alles wieder gut werden würde. Ich müsse nur Geduld haben und den festen Willen aufbringen. Auf jeden Fall wären sie so oder so für mich da und würden mich unterstützen, wo es nur ginge.
Die Wunde verheilte gut und ich hatte versucht, meinen Frieden mit der Amputation zu machen, was mir nur mit mittelmäßigem Erfolg gelang. Die Physiotherapeuten trainierten meine Oberarme, das gesunde Bein, aber auch den Stumpf, um den Muskel auf seine spätere Aufgabe vorzubereiten.
Meine Eltern pflegten mich kranker, als ich es vorher war. Mir wurde buchstäblich alles vor den Arsch getragen, alles so Leichte abgenommen und wenn ich einen Wunsch hatte, wurde er erfüllt, noch bevor ich ihn zu Ende ausgesprochen hatte. Wahrscheinlich ein typisch elterliches Verhalten, zumal sich meine Mutter ständig Vorwürfe machte, schließlich sei sie schuld an meinem Zustand. „Zustand“, wenn ich das schon hörte, drehte sich mir der Magen um.
Ich musste da raus, sonst würde ich verrückt werden, soviel war klar.
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