Sie ist sehr offensiv, viel schneller und klarer damit, ihre Vorstellung von unserer Zusammenkunft auszudrücken. Es ist wohl besser, wenn wir umdrehen und den Abend beenden. Ich muss nachdenken.
Wir beenden den Abend dann auch schneller, als es sowohl Anni als auch ich ursprünglich erwartet hätten. Ich habe mich zurückgenommen, bin in mich gekehrt noch stiller als vorher. Anni spürt, dass etwas in mir passiert ist und dass sie der Grund dafür gewesen sein musste. Sie akzeptiert klaglos, dass ich meine Müdigkeit vorschiebe und umkehre. Zu Hause angekommen darf ich sie nicht wieder bis zu ihrer Wohnung hochtragen.
„Lass nur, ich schaff das.“, lächelt sie gequält, gibt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange, übrigens schon der Zweite an diesem Abend und humpelt die wenigen Treppenstufen nach oben, die bis vor ihre Wohnungstür führen.
Ich hab‘s versaut, das ist mir klar, aber nun nicht mehr zu ändern. Nachdenklich gehe ich über den dunklen Hinterhof zu dem Häuserblock, in dem ich mein Domizil eingerichtet habe. Ich mache kein Licht in meiner Wohnung, schalte nur, wie automatisch, den Fernseher an und gehe zu meinem Teleskop. Anni hat sich zwischenzeitlich einen Bademantel übergeworfen und auf die Couch fallen lassen. Erst denke ich, sie sitzt einfach nur da, aber dann sehe ich, dass sie weint? Wieso zur Hölle …?
Soweit unser erstes kennenlernen...
Anni: Wir trafen uns in der nächsten Zeit noch öfter. Wir saßen zusammen im Gras, hielten Händchen im Kino, genossen wunderschöne Candlelight-Dinner und verbrachten viel Zeit an der frischen Luft. Schnell waren aus uns dicke Freunde geworden. Erzählten uns ‚fast‘ alles, dachte ich jedenfalls, begrüßten uns schnell mit Küsschen auf die Wange und bald auch auf den Mund. Man beachte die Wortwahl: Wir waren Freunde. Mehr nicht. Denn die Frage, nach einer möglichen Partnerschaft, stellte weder er noch ich jemals wieder.
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