Er zeigte nach oben und machte so deutlich, dass sie eines der Zimmer im Obergeschoss hatte. Nun brauchte ich mich nur noch auf die Lauer legen, bis sie das Hotel verlassen würde. Ich musste rausfinden, was sie hier wollte. Könnte ja auch purer Zufall gewesen und ein eilig gebuchter Urlaub der Grund dafür sein, dass sie sich hier herumtrieb. Das dem nicht so war, hatte ich schnell geklärt. Bereitwillig gaben die Gefragten darüber Auskunft, dass ich derjenige bin, den sie suchte. Das ging schneller als erwartet. Auf der Insel war ich ziemlich sicher, dass sie mich dort finden würde, war wenig wahrscheinlich. Und hier in der Stadt war ich nur einmal die Woche, um die Vorräte zu ergänzen. Da konnte ich ihr auch gepflegt aus dem Weg gehen, oder Peter würde das künftig übernehmen müssen. Ich verfolgte sie die nächsten Tage. Detektiv spielen, machte Spaß und ich musste neidlos anerkennen, dass sie sich bemerkenswert viel Mühe dabei gab, mich ausfindig zu machen. Am Strand gab sie sich unbeschwert, trug ihre formvollendete Figur zur Schau und war schnell zum Blickfang geworden. Auffällig viele Herren legten sich in ihre Nähe und buhlten um ihre Gunst.
Keinen Einzigen beachtete sie, drehte sich sogar in manchen Fällen angewidert zur Seite und zog sich wieder was über, wenn ihr die lechzenden, sabbernden Blicke der Galane zuviel wurden. Auf Männerfang war sie also nicht. Nicht mal als angenehmen Nebeneffekt gönnte sie sich einen der Herren. Wüsste ich es nicht besser, hätte ich sie als Lesbe eingeordnet, die Männer auf den Tod nicht ausstehen konnte. Diesbezüglich schien sie sich verändert zu haben. Was wollte sie denn dann, wenn nicht das schnelle, unverbindliche Abenteuer? Nur mich suchen? Warum, als Partner kam ich schon in D nicht in Frage, was also gab es Wichtiges, weswegen sie Tausende von Kilometer geflogen war. Ich ertappte mich oft bei der Idee, sie einfach anzusprechen und sie zu fragen, hielt mich dann aber doch jedes Mal zurück. Mehr oder weniger freiwillig übernahm ich wieder die Rolle des Aufpassers. Hier gab es eine Menge schräger Vögel, die das Image des leicht erhältlichen Sex hoch hielten. Auf der Suche nach Frischfleisch war diesen Leuten jedes Mittel recht. Und weil Anni nur ein Bein hatte, konnte man für sie noch Extra-Liebeslohn herausschlagen. Hier gab es keinen mir bekannten Fetisch, der nicht ausgelebt wurde. Hier erfüllte sich wirklich jeder, sei es noch so perverse Wunsch. Nach einer Woche erfolgloser Suche wurden ihre Aktivitäten auf der Suche nach mir deutlich weniger. Offensichtlich hatte sie der Mut verlassen. Immer öfter schlenderte sie zum Strand, erkundete mit Gruppen das Binnenland, oder versuchte sich im Surfen. Ok, scheinbar hatte ich gewonnen und sie würde über kurz über lang aufgeben.
Ich beschloss, die Verfolgung aufzugeben. Äußerlich ruhig, aber innerlich aufgewühlt ging ich zum Boot zurück, zog den Pflock aus dem Sand. Und gerade, als ich den Bootskörper ins Wasser drücken will, spricht mich von hinten eine Frau an … Anni.
Private Eyes - Kapitel 3
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