„Er muss ein ganz wunderbarer Mann sein, dass du das tun willst.“ Mein Abteilungsleiter schüttelte verständnislos den Kopf, als ich ihm die Kündigung hinhielt und den Grund dafür erklärte. Sichtlich von mir enttäuscht, resigniert, stand er mit offenem Mund vor mir, weil die Kündigung fristlos formuliert war und die Bank logischerweise vor ein Problem stellte.
„Tut mir leid“, erwiderte ich. Wie leicht diese Worte, die bis vor kurzem noch unmöglich über meine Lippen gekommen wären, jetzt doch gesagt waren. Ich lächelte dabei, weil ich es in dem Moment sogar witzig fand, was durch das dumme Gesicht meines Abteilungsleiters noch verstärkt wurde.
Mit jeder Minute, die verging war ich mir sicherer, dass meine Entscheidung richtig war und freute mich immer mehr auf das, was nun unwiderruflich vor mir lag.
Eine WhatsApp an meine Freundinnen, die Kündigung meiner Wohnung und die Bitte an meine Eltern, sie doch ausräumen zu lassen, das war’s dann auch. Mit einem Koffer, in dem das Nötigste geradeso Platz gefunden hatte und einem tränenreichen Abschied später, saß ich im Flieger Richtung Thailand. Ziel war Pattaya, aus dessen Nähe der Poststempel war. Ein Ort, der mir schon oft in einem Atemzug mit Sextourismus untergekommen war.
„Um Himmels willen ist das eine schwüle Luft hier.“, stellte ich vor mich hinsagend fest. Die Wärme traf mich wie eine Keule, als ich aus dem klimatisierten Flugzeug ausstieg. Meine Beine und Knochen waren lahm vom langen Flug. Geschlafen hatte ich genug und war mehr als bereit, das Abenteuer beginnen zu lassen. Unsicher sah ich mich in der fremden Welt um, die vor etwa drei Wochen meinen Schatz ebenso fremd empfangen hatte und in dessen Dschungel er verschwunden war. Basti war kein Typ dafür, so etwas unvorbereitet, einfach aus dem Bauch heraus zu starten. Also kam er hierher, mit einem festen Ziel vor Augen. Keine Ahnung, wo ich mit der Suche nach ihm anfangen sollte, aber mein Plan war, mir ein Hotelzimmer zu nehmen, das als meine Kommandozentrale zu nutzen und von dort aus nach möglichen Hinweisen zu seinem Verbleib zu suchen.
Private Eyes - Kapitel 3
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Private Eyes - Kapitel 3
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