Der schlimmste aller meiner Fehler war der, dass ich mich selbst belogen hatte. Denn eines war mir in den letzten drei Wochen ohne ihn sonnenklar geworden:
ER war und ist noch immer mein Lieblingsmensch. Die Liebe meines Lebens, der Maßstab für die Partnerschaft, die ich mir sehnlichst wünschte. Weg von dem Zirkus, den ich mit den Männern veranstaltete. ER war der Mann, den ich haben wollte. Eigentlich von Anfang an. Jetzt war er weg.
Das Männer sich entschuldigen, ist keine Schwäche, so wie ich sie ihm immer vorgeworfen hatte, sondern Ausdruck männlicher Stärke, auch Fehler zugeben zu können. Das hatte ich von ihm gelernt.
„Bastian, bitte verzeih mir. Bitte, bitte. Wenn es das ist, was du hören möchtest: Bitte, entschuldige, ich bitte dich um Verzeihung, Hörst du?“ Mit dem Blatt auf den Knien schrie ich meine Zimmerdecke mit gefalteten Händen an. Vielleicht konnte ich mit geschlossenen Augen ganz fest an ihn denken. Und vielleicht konnte ich ihm auf diese Weise, sozusagen telepathisch mitteilen, was in mir vorging. Eine andere Möglichkeit sah ich nicht, noch nicht.
Eine Woche später: Etwas, oder besser jemand, hatte mich etwas Unüberlegtes tun lassen. Noch mit dem Brief in der Hand hatte ich den Rechner gestartet und über Google Maps herausgefunden, in welcher Ecke Thailands der Brief abgestempelt war. Was nicht hieß, dass Bastian noch in der Nähe des Ortes war. Mir war das egal. Kurzentschlossen hatte ich meinen Job gekündigt, lange mit meinen Eltern telefoniert und ihnen mein Vorhaben erklärt. Begeistert waren sie nicht gerade. Aber ein Satz meiner Mutter brachte es auf den Punkt:
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.