Ein bisschen musste ich mir doch Gedanken über die Ertragssituation machen. Mein besonderes Hobby war ja letztendlich auch ein teures Hobby und ich wollte ja nicht bis an mein Lebensende arbeiten. So beschloss ich zum einen eine sehr moderate Erhöhung der Appartementmieten. Zum anderen sollte das Gästeappartement besser genutzt werden. Dies Fläche war bisher wirklich ein Luxusprojekt. Es wurde von den eigenen Bewohnern einfach nicht ausreichend ausgelastet. Außerdem musste ich Tante Marliese jedes Mal was extra geben für Endreinigung und Bettwäsche. Aber die Umwandlung in ein dauerhaft belegtes Doppelappartement wollte ich auch nicht. Dafür war das Überraschungsmoment bei wechselnden Gästen viel zu spannend. Was also tun? Auch hier passte ich erst mal die wirklich günstigen Preise moderat an. Viel wichtiger war aber, dass ich den Kreis der potenziellen Mieter drastisch erweiterte auf externe Interessenten. Dafür platzierte ich einfach in der Uni an den Schwarzen Brettern ein paar Aushänge und auch dem ASTA gab ich die Info für ihre Wohnungsvermittlung. Es dauerte nur wenige Tage, da erhielt ich die erste Anfrage per Mail. Eine Gastprofessorin hatte einen Lehrauftrag für drei Tage die Woche und suchte regelmäßig eine Übernachtungsmöglichkeit von Dienstag bis Donnerstag. Das hörte sich doch gut an. Ich telefonierte mit ihr und schlug ihr vor, sich das Appartement anzuschauen. Sie kam noch am selben Abend und war begeistert. Sachlich, nüchtern, aber eben doch anders als im Hotel, meinte sie.
Soziologie-Professorin Frau Dr. N., ich nenne sie mal mal „Jana“, entpuppte sich nach meiner Einschätzung als „sehr gut erhaltene“ Mitte-/Endvierzigerin. Die zu einem Dutt toupierten Haare und ihre Brille ließen sie wie eine intellektuelle graue Maus erscheinen. Aber ich hatte das Gefühl, dass man mit ihr Spaß haben könnte und sagte ihr zu. Ich nannte allerdings den Vorbehalt, dass sich das auch mal für eine Woche zerschlagen könnte, falls jemand das Appartement etwa länger am Stück haben wollte. Dann müsste sie ins Hotel. Sie dürfe aber einen der abschließbaren Schränke nutzen und dort persönliche Dinge einlagern, auch wenn sie nicht da wäre. Sie war hocherfreut und willigte ein. Schon nächsten Dienstag würde sie das erste Mal bei uns schlafen. Wir machten gleich den Vertrag und aus diesem erfuhr ich ihr tatsächliches Alter: 43. Ich war gespannt, ob und was es bei ihr zu sehen gab. Die Figur war jedenfalls vielversprechend, soweit man das durch das enganliegende Businesskostüm erahnen konnte.
Professorin Jana
Peep - Das Haus der 80 Augen
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Professorin Jana
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