Pygmalion

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Pygmalion

Pygmalion

Joana Angelides

Sie wird so lange in diesem Zustand verbleiben, bis er sie langsam heraus holen wird aus diesem Gefängnis aus Stein.
Er entschliesst sich, in den nächsten Tagen nur an der Vorderseite zu arbeiten.
Der Stein nimmt Gestalt an, sieht nach unzähligen Stunden wie ein Relief aus, unlösbar verbunden mit dem kalten Stein.
Ihr Gesicht tritt hervor, es ist als wolle sie mit ihm sprechen. Der Haaransatz verläuft nach rückwärts und verschmilzt wieder mit der rauhen Struktur des Marmors. Außer ein paar kleine Kringel, die sich vorne lösen. Das linke Ohr ist bereits frei und zu einem Drittel durch eine Haarsträhne verdeckt. Seine Lippen berühren dieses Ohr und flüstern ihren Namen.
War da nicht ein kurzer Schauer durch den Stein gegangen?
Er meißelt mit vorsichtigen und zarten Bewegungen ihre beiden Brüste frei, diese Brüste, die ihn jedesmal, wenn er sie berührte, den Verstand raubten. Damals.
Doch sie sind noch rauh und unvollkommen. Seine Hände halten die Werkzeuge zart und doch kraftvoll und vollendeten die Rundungen und die sichtbar werdenden Spitzen, die so wunderbar zitterten, wenn er sie mit seinen Lippen berührte. Immer wieder beginnt er von unten her und von oben kleine Unebenheiten zu entfernen. Er kann sogar in diesen Stunden der angespannten Arbeit spüren, wie der Stein erregt atmet, sich der Brustkorb hebt. Jaja, es war deutlich zu spüren.
In diesen Wochen vergißt er oft zu essen oder zu schlafen. Sein Verlangen, sie neu zu erschaffen, jeden Punkt ihres Körpers nachzuempfinden, ist stärker.
Seit einigen Tagen ist ihr zartes ovale Gesicht mit den leicht geöffneten Lippen und den durch die Lider halb verdeckten großen Augen, fertig. Ihr fein geformtes Kinn geht in einem sanften Bogen in ihren Hals über und dieser endet auf den zarten Schultern.
Einige Male schon stand er vor der Skulptur, preßte seine Lippen auf die ihren und glitt langsam über das Kinn den Hals entlang.

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