Als ich den Nachlass meines Onkels ordnete fiel mir sein Tagebuch in die Hände. Onkel Albert hatte es - dem Anschein nach - erst nach seiner Dienstzeit als Lehrer regelmäßig geführt. Vermutlich fand er als Pensionär endlich die nötige Zeit, um seine Gedanken zu ordnen. Es war ein Eintrag vom Mai 1985, der mich besonders fesselte. In ihm beschrieb mein Onkel ein besonderes Erlebnis aus seiner Zeit als Schuldirektor. Ich konnte nicht anders, als seine Aufzeichnungen in einem Rutsch zu lesen. Ich schwitze, als ich in diese wahre Geschichte eintauchte. Onkel Albert schrieb sehr anschaulich. Sein Bericht scheint mir so aufregend, dass ich ihn der Öffentlichkeit nicht länger vorenthalten möchte. Onkel Alberts Handschrift war gediegen. Heutzutage gibt es nur wenige Menschen, die so schreiben. Ich sah die schön geschwungenen Buchstaben, die eine recht pikante Geschichte in Worte kleideten. Ich gebe zu bedenken, dass die Geschichte im England des Jahres 1974 Jahren spielte. An englischen Schulen herrschten in jenen Jahren strenge Regeln, die wir uns heute kaum noch vorstellen können. Ich zitiere nun meinen Onkel, den Schuldirektor Albert Smith. Lest selbst, was er damals erlebt hat.
„Ich genieße seit langem mein Dasein als Pensionär. Es vergingen gute 10 Jahre, seit ich mein Amt als Schuldirektor niederlegte. Ich stand in meiner aktiven Zeit oft vor Problemen, die auch mit dem englischen Schulrecht zu tun hatten. Mitte der 1970er Jahre waren körperliche Strafen noch erlaubt, die beide Geschlechter betrafen. Es oblag meinem Aufgabengebiet, diese durchzusetzen, wobei ich mich auf die jungen Männer beschränkte. Ich fand es schon immer merkwürdig, einer 18-jährigen Frau aus der Abschlussklasse eine solche Strafe zu erteilen. Wobei ich anmerken muss, dass die jungen Damen auf andere Weise wie ihre männlichen Kollegen bestraft wurden. Übertrat ein Junge die Regeln, musste er sich über den Schreibtisch beugen.
Qual der Wahl
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