Queen Baronesse

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Queen Baronesse

Queen Baronesse

Anita Isiris

Lia hatte ausdrucksvolle schwarze Augenbrau- en, und dunkle Locken hingen ihr in die Stirn. Ihr sinnlicher Mund vermochte noch ganz anderes zu tun als zu trinken, zu essen und zu reden. Sie verwöhnte Linus im Bett auf ihre ganz eigene Art; Sex war für die beiden nahezu die einzige Freude unter dem grauen Vorstadthimmel, in einer Gegend, in der die Kriminalität sehr hoch und die Rasenflächen verschwindend klein waren.

Dann hatte Lia diese Idee mit Queen Baronesse. Wie sie auf diesen Namen gekommen war, hätte sie nicht zu sagen vermocht – es klang irgendwie verrucht, fand sie, literarisch, lüstern, unersättlich. Sie holte sich in der Küche die Tageszeitung und blätterte sich zu den Sexanzeigen durch. „XXXLBu“, stand da, und „Nina, geile Lutsche.“ So ordinär wollte sie sich nicht andienen, nein, keinesfalls.

Aber Linus und sie brauchten doch dringend Geld, und reguläre Arbeit gab es weit und breit nicht. „Nat.-beh.“, las Lia weiter. Erst nach längerem Raten kam sie darauf, dass es hier wohl um „Naturbehaarung“ ging. Gab es denn noch Männer, die auf weibliche Schamhaardreiecke standen? Hatte der Porno-Chic jener trostlosen Tage noch nicht alles wegrasiert?

Lia schauderte. Sollte sie es wirklich tun? Wo dieser Linus bloß blieb? Lia angelte sich den Laptop, schaltete ihn an und holte sich ein Glas Wasser. Mit Herzklopfen wählte sie sich zu den Online-Erotik-Inseraten der Tageszeitung durch und verfasste ihr Angebot:

Queen Baronesse. Ich habe große Brüste, dichtes, schönes Haar und eine warme Seele. Ich kann Liebe geben in dieser kalten, armen Zeit.

Lia las das Inserat etwa zehnmal durch, bevor sie ihre Handynummer anfügte und auf den „Send“- Button drückte.

Lesen Sie die Geschichte im neuen Buch "Reisen zum Mittelpunkt der Lust" von Anita Isiris weiter.

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