Genug Porno!
Er war selbst überrascht, dass das plötzlich nicht mehr funktionierte: Weder als ‚Wichs-Vorlage für Männer‘ (Karl Valentin) noch als erotische Entspannung. Er hatte über Jahre alles ausprobiert und erlebt: In schummrigen Videokabinen von Sexshops, in die man sich früher verschämt geschlichen hatte. Das Internet bot längst frei und jederzeit, kostenlos und überall ein überreiches Angebot.
Am Anfang war es der Kitzel, etwas ‚Verbotenes‘ zu tun. Mit den Jahren wuchsen die eigenen Ansprüche: Nicht mehr derb und schmutzig, primitiv und manchmal auch brachial. Er hatte ein Gespür entwickelt, wie es sein müsste, dass es ihn ansprach, wirkte und gefiel: Der Hauch einer Handlung sollte erkennbar sein. Die Hüllen sollten nicht zu schnell fallen. Erregend waren Pornos, bei denen sich die erotische Spannung langsam und lange aufbaute. Ausziehen hatte für ihn einen besonderen Kitzel. Wenn die Akteure zu früh nackt und zu lange mit ‚dem Einen‘ beschäftigt waren, bei dem sich höchstens Stellungen und Paarungen veränderten, fiel bei ihm Spannung und Reiz schnell in sich zusammen. Inzwischen hatte er auch seine ästhetischen Ansprüche gesteigert: Wie ansehnlich waren die Mitwirkenden, wie gestaltet verlief der Plot, waren es gekonnte und überraschende Einstellungen. Er hatte entdeckt, dass Pornos von Frauen noch einmal eine ganz eigene Qualität bedeuteten. Das Verruchte war es nicht, was ihn reizte. Moralische Skrupel gegenüber dem Thema Porno hatte er sich längst abgewöhnt. Gut gemacht und gut gestaltet war es für ihn eine legitime Form erotischen Vergnügens geworden. Naserümpfen war gestern, für ihn bedeutete Pornos schauen Genuss.
Doch nun war der Punkt erreicht, wo die sich Szenen so langweilend glichen. Der Ablauf war immer der gleiche, die Kleider zu schnell am Boden. Schwänze wurden zu schnell und ausgiebig geleckt und alle nur denkbaren Löcher damit gestopft. Es begann öde zu werden.
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schreibt Huldreich