Sie war nur formal K.'s Bedienstete, tatsächlich brachte sie ihm seine Arbeit und entschied — neben dem Terror des Telefons — mit darüber, wie viel Stress er an diesem Tag haben sollte. Er nannte sie deshalb seine Arbeitgeberin — weil sie so fleißig sei, müsse er so viel arbeiten. Darüber konnte sie herzlich lachen, war zufrieden, dass er nie den Chef raushängen ließ, was durch einen tadellosen Service belohnt wurde. Sie war einige Jahre jünger als er, und er genoß im Heimlichen nicht nur ihre vortrefflichen körperlichen Attribute, sondern auch und gerade ihre jugendliche Lebenslust. Er war zwar noch nicht wirklich alt, aber sein Leben war schon deutlich anders verlaufen und so waren ihre Schwerpunkte wohl sehr verschieden. Was sie in seiner Gegenwart unbeschwert machte, war, dass sie — eine blondlockige Hammerbraut, wie manche sie nannten — von seiner Seite nie irgendwelche Anzüglichkeiten oder Anmachversuche erleben musste, anders als von vielen meiner Kollegen, die dies mehr oder weniger platt beständig praktizierten. Die Runde dieser Kollegen pflegte ständig darüber zu grübeln, was sie alles unternähmen, um Frauen schwach zu machen und die wortkargen Balzverweigerer daneben schleppten dann die Weiber ab. Sein Einwand, dass es vielleicht genau daran läge, drang nicht richtig zu ihnen durch. Für ihn aber sollte sich diese Erkenntnis durchaus als Gewinn erweisen.
Auf Betriebsfesten führte er sie zum Tanz, was sie liebte. Er benahm mich stets anständig, und meine Hand wanderte nie dahin, wohin sie durchaus wollte, er hatte aus seiner Vergangenheit gelernt. Seine tänzerischen Kenntnisse und Fähigkeiten würden begeisterte Tanzwütige, weil solides Mittelmaß, sicher nur matt beeindrucken, doch sie hatte Nachholbedarf und Interesse. Sie besuchte ihn folglich des öfteren nach Dienstschluß im Büro und ließ sich den einen oder anderen Schritt erklären.
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