Die Reise

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Die Reise

Die Reise

Yupag Chinasky

Er hatte es übrigens nicht geschafft, herauszufinden, die einzelnen Geschwister auseinanderzuhalten, geschweige denn, sich ihre Namen zu merken. Auch beim ausgedehnten Abendessen hatten die Eltern nicht gespart. Es gab heimische Küche in allerlei Varianten. Ihm schmeckte zwar nicht alles, aber doch genug, um mehr als satt zu werden. Er bot Angela an, einen Beitrag an den Unkosten zu leisten, doch sie lehnte mit dem Hinweis auf die hier übliche Gastfreundschaft ab und außerdem habe ihre Familie ja gewollt, dass er kam, sonst hätten sie ihn auch in der Stadt lassen können. Die Nacht verbrachten beide im Schlafzimmer der Eltern. Für ihn war es eine etwas beklemmende Situation in Betten zu liegen, die von anderen benutzt wurden. In einem Hotel war es anders, aber hier, in einem Privathaus, fand er es seltsam, auch weil der sich sicher war, dass die Bettwäsche nicht frisch war, es müffelte ziemlich. Auch Angela war zunächst nicht ganz bei der Sache, auch ihr schien es ein wenig peinlich zu sein, mit ihrem Liebhaber im Bett ihrer Eltern zu liegen. Aber, gestand sie ihm, sie habe ja gewollt, dass er hier her komme und ihn von Anfang an als ihren festen Freund ausgegeben, mit dem sie verlobt sei und den sie schon bald heiraten würde. Ihre Eltern seien sehr konservativ und hätten eine Beziehung ohne Verlobung nicht geduldet, schon gar nicht in ihrem Haus. Um diese Sache zu klären und vorzubereiten, habe sie erst einmal allein kommen müssen, nicht nur wegen des Zustands ihrer Mutter. Aber nun sei ja alles gut, aber er dürfe auf keinen Fall sagen, welchem Beruf sie nachginge. Wenn ihre Eltern das erführen, würden sie sie steinigen. Er lachte laut auf, aber sie sagte, dass sie das ganz ernst meine, vielleicht nicht steinigen, aber auf jeden Fall ächten und verstoßen. Sie habe ihnen gesagt, dass sie in Restaurants und Hotels arbeiten würde, was sie ja auch ursprünglich vorgehabt habe, aber er wisse ja selbst, was man mit diesen Jobs verdienen würde.

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