Die Reise

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Die Reise

Die Reise

Yupag Chinasky

Zum guten Schluss brachte sie ihn zur Haustür, drückte den Öffner und mit einem Küsschen auf ihre Wangen und dem Wunsch, sie möge auf sich aufpassen, schieden sie in Harmonie.

So gern sie von ihrer Familie, besonders von ihren Kindern, redete, sie hatte wohl sonst niemanden, der ihr zuhörte, so selten sprach er über sich selbst. Eines Tages erzählte er ihr aber doch von einem Wunsch, den er schon lange hege und den er sich bisher nie erfüllen konnte. Er würde sehr gerne, wenigstens einmal in seinem Leben, nach Afrika fahren, nicht als üblicher Tourist in einer Safarigruppe oder zu einem dieser unsäglichen Freizeitclubs am Meer, nein einfach so, in eine der großen Städte, zum Beispiel in die Hauptstadt ihres Heimatlandes, und dort ein paar Tage verbringen. Er würde nichts anderes machen, als herumlaufen, fotografieren, die Atmosphäre aufsaugen, dann wieder zurück. All die Highlights, die in Reiseführern beschrieben würden interessieren ihn nicht, er wolle das tägliche Leben sehen, die Menschen auf den Straßen, interessante Gesichter finden. Solch ein Fototrip würde höchstens eine Woche dauern und er habe das schon oft gemacht, aber Afrika stehe noch aus. Sie hörte interessiert zu, aber dann kamen sie nicht weiter auf das Thema zu sprechen, bis sie ihm eines Tages sagte, dass ihre Mutter sehr krank sei und sie zu ihr müsse, um sie noch einmal zu sehen. Sie könne nur kurz wegbleiben, weil sie ihr Zimmer hier nicht aufgeben wolle und sich auch keinen längeren Verdienstausfall leisten könne. Aber, fuhr sie nach kurzem, jedoch deutlichem Zögern fort, der Flug sei teuer und sie habe im Moment nicht genug Geld, weil sie zu Beginn des Schuljahrs immer hohe Summen an ihre Schwester schicken müsse, die sich um die Kinder kümmere und auch alle schulischen Dinge erledige. Nach einem erneuten Zögern fragte sie, ob er ihr etwas Geld leihen könne, ein paar Hundert Euro, mehr nicht und sie würde ihm alles zurückgeben, er könne sich darauf verlassen.

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