Rekapitulation

Manchmal kommt es anders als erwartet

38 11-18 Minuten 0 Kommentare
Rekapitulation

Rekapitulation

Jo Diarist

Ich hatte mich eigentlich schon entschlossen diesen Weg weiter zu verfolgen, aber jetzt hat Lilly wieder Zweifel in mir gesät und innerlich zerrissen starre ich auf meine Kaffeetasse.
Als ich den Blick hebe, erkenne ich, dass mich Lilly die ganze Zeit gebannt beobachtet und wieder bringt sie es ungeschönt auf den Punkt:
„Du bist dir unsicher wie noch nie, stimmt’s?“
Ich nicke nur leicht.
„Soll ich für dich eine Entscheidung treffen? Könntest du damit leben?“
Es ist mir sofort klar, dass sie ihren ersten Vorschlag damit meint und ich weiß, dass ich dann auch nie wieder mit solchen Wünschen kommen darf.
Vermutlich ist ihr in diesem Augenblick nicht bewusst, dass sie meine Entscheidung in die andere Richtung gedrückt hat.
„Nein sollst du nicht!“, antworte ich deshalb bestimmt. „Wenn du den eingeschlagenen Weg ohne Zorn auf mich fortsetzen kannst, möchte ich ihn gerne mit dir weitergehen.“
Es ist gesagt. Ich kann nicht mehr zurück, dass weiß ich und ich sehe für einen kurzen Moment die Enttäuschung in Lillys Gesicht. Das währt aber nur so kurz, dass ich mir im nächsten Augenblick schon nicht mehr sicher bin, ob es so war.
„Gut“ sagt sie mit entschlossenem Unterton. „Dann sieh zu, dass du herausbekommst, wer der Mann gestern war, denn ich will mich angemessen für den schönen Orgasmus bedanken, den er mir beschert hat.“
Für einen Augenblick bleibt mir die Spucke weg und ich frage verstört:
„Wie soll ich das denn machen? Ich hab doch gesagt ich kenne ihn nicht.“
„Lass dir was einfallen. Geh wieder dorthin. Vielleicht geht er des Öfteren mit seinem Hund dort lang. Das ist dein Problem. Ach so, und die Bilder kannst du von mir aus ins Forum setzen. Vielleicht ergibt sich auch von dort was. Ich werde mir die Kommentare und Männer zu gegebener Zeit mal ansehen.“
Mit diesen Worten verlässt sie die Küche und lässt mich verwirrter den je zurück.

Was ich erst viel später erfahre, sie ist zu diesem Zeitpunkt selbst so unentschlossen wie noch nie. Einerseits hat es ihr gefallen, andererseits gehofft, ich sage wir besinnen uns auf uns selbst.
Während ich frühstücke und in mir Geilheit und Verstand aufeinander einprügeln, hat sie sich ins Schlafzimmer verzogen und heult Rotz und Wasser. Ihre entschlossene Fassade fällt dort in sich zusammen, doch wie gesagt, das gesteht mir Lilly erst Wochen danach.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 6048

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben