Rise of the Lizard King

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Rise of the Lizard King

Rise of the Lizard King

Andreas

Meinen verrotteten Palast habe ich schon seit geraumer Zeit nicht mehr verlassen. Früher schon, da trieb ich mich gerne auf den Straßen rum. War jede Nacht unterwegs, meist in Gesellschaft ungebändigter Weiblichkeit. Sinnliche Frauen brachten mir jene Dinge bei, die in der Schule nicht auf dem Lehrplan standen. Manch spezielle Vorliebe manifestierte sich in dieser Zeit. Ich entdeckte zum Beispiel, dass hübsche Kehrseiten nicht nur zum Sitzen da sind. Meine Lehrmeisterinnen zeigten mir vieles, unterrichteten mich in der Kunst der Sinnlichkeit. Jeder Tag schien mir ein aufregendes Abenteuer – dank dieser freiheitsliebenden, wilden Mädchen. In ihrer Umgebung fühlte ich mich wohl. Das ist auch heute noch so. Besondere Menschen, die durch das Raster fallen, gibt es zu jeder Zeit. Man sieht sie nur nicht gleich, denn sie sammeln sich dort, wo das Abenteuer zu finden ist. An den Rändern der Stadt, jenen abseits gelegenen Orten, die von der Mehrheit gemieden werden. Meist leben sie schnell, verglühen rasch. Wie Kometen, die für einen kurzen Augenblick den dunklen Nachthimmel zum Leuchten bringen. Sie brennen für ihre Liebe, opfern alles für einen Traum. Heute erst weiß ich das richtig zu schätzen, denn diese Attitüde ist mittlerweile verpönt, da jeder nur seine eigene Selbstoptimierung in den Vordergrund stellt. Ich finde das ziemlich langweilig.

Warum sollte ich meinen Blutdruck messen, wenn der Wahnsinn die Welt regiert? Bald kommt es mir vor, als befänden wir uns wieder in den Achtzigern – überall Pershings, die auf uns zielen. Dabei haben uns heute eher Konzerne im Visier, die rund um die Uhr ihre Produkte anbieten. Mr. Orwells Vision wurde von Facebook längst eingeholt. Es gibt keine Privatsphäre mehr, jeder lässt jeden an allem teilhaben und das auf der ganzen Welt. Den amerikanischen Traum begräbt gerade ein böser Clown, der mir weit gefährlicher scheint, als der altersschwache Cowboy von damals.

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