Sibels Zornesader schwoll, je länger sie den Brief las. Die namentlich genannte Absenderin musste beobachtet haben, wie Sibel mit Mesut im Park gewisse Spielchen ausprobierte. Sibel kochte vor Wut. Grete besaß die Frechheit, sie um eine Aussprache zu bitten. Für Sibel klang der Wortlaut des Briefs nach purer Erpressung, aber sie hatte keine Lust, Ärger zu bekommen. Das Date im Park war nicht das Problem, wogegen Mesuts nächtlicher Besuch einen klaren Regelverstoß bedeutete. Connie und Peter würden diese Aktion sicher nicht spaßig finden und Sibel eine strenge Strafe aufbrummen. Es blieb der verzweifelten Frau keine andere Wahl als mit Grete eine Aussprache zu führen. Die erboste Verkäuferin klopfte auf gut Glück an Gretes Wohnungstür. Sie war allein, was Sibel gelegen kam. Grete lächelte unschuldig, als sie Sibel in die gemütliche Küche bat. Sibel hielt sich zurück, als sie Grete gegenüberstand. Sie konnte ihre Wut nur schwer unterdrücken. „Was hast du mit diesem Brief vor, Grete? Willst du mich bei den Vermietern anschwärzen?“ Grete grinste. Es gefiel ihr, wenn Sibel in Rage geriet. „Na ja, wenn sie von deinem Date hören, wirst du den Hintern vollkriegen. Die Werners werden vielleicht sogar zum Rohrstock greifen, da es sich um einen größeren Verstoß handelt. Bei mir kommst du mit einem Povoll über meinem Schoß weg.“ Sibel hätte Grete gerne selbst den Arsch versohlt, doch leider lag ihr Schicksal in deren Hand. Grete grinste. Sie stand auf das dralle Mädchen, seitdem sie mit Mischa ins Haus eingezogen war. Grete dachte aber auch an ihren Vater. Lars war mit Peter Werner befreundet, ihrem neuen Vermieter. Grete beschlich ein Unbehagen. Es würde den Vermietern bestimmt nicht gefallen, wenn sie von ihrer kleinen Erpressung erfuhren. Der Anblick von Sibel, deren Hände sich intuitiv über die Sitzfläche ihrer Leggings legten, vertrieb diese Zweifel.
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