Rivalen

Tinas Geschichte

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Stayhungry

Elegant, mit fast dämonischen Blick in meine Augen, überirdisch männlich lud Juan mich ein in die Tanzhaltung, erfühlte schon die sich langsam anschmeichelnde Musik des Bandoneons und bewegte sich mit mir im Arm hinein in die Musik. Als der erste kraftvolle Einsatz des ganzen Orchesters erklang, wirbelte er mich schon in abenteuerliche Figuren und ich folgte seiner Führung, intuitiv, virtuos, kongenial. Der Raum auf der Tanzfläche um uns herum weitete sich und so manches Paar ging dazu über, uns nur zuzuschauen. Unser Tanz war sinnlicher als alles, was ich bis dahin erlebt hatte, wild, leidenschaftlich, alles offenbarend, in gewissem Sinn reine Pornographie. Juan gab mich nicht einfach frei, als das Lied geendet hatte, er tanzte weiter und weiter mit mir, so wie wir es ohne Besuch ja auch immer gehalten hatten. K. war sicherlich eifersüchtig, aber sein faszinierter Blick bewies, er konnte sich dieser Darbietung dennoch nicht verschließen, denn hier trafen sich Können und Begeisterung, Gefühl und Verlangen. Er hatte Platz genommen an einem Tischchen an der Tanzfläche und sah aus wie ein kleiner Junge, verlassen, unfähig, hier mitzuhalten, kraftlos. Er bemühte sich aber, nicht allzu betrübt drein zu blicken und unterhielt sich mit Gästen am Nachbartisch, die wohl auch mehr zum Zusehen gekommen waren. So mancher nahm sich nach so einem Abend vor, demnächst auch einen Kurs zu beginnen.

Nach einer Stunde hörte Juan einfach auf und ging ohne Erklärung. Er warf K. noch einen kurzen Blick zu, nickte unmerklich und verließ die Bar. K. zögerte, kam auf mich zu, da ich regungslos dastand und von der Tür zu ihm und zurück blickte. Sehen wir uns noch? fragte er mit erstickter Stimme. Nein, antwortete ich ehrlich, nächste Woche dann. Es traf ihn sehr, aber er schaffte es, jetzt zu gehen, ohne zu betteln oder mich zur Rede zu stellen. Ich war ihm dankbar. Es war mir schwerer gefallen, als ich erwartet hatte. Drama hasste ich und daher konnte ich in solchen Momenten sehr kalt sein.

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