Rivalen

Tinas Geschichte

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Stayhungry

Kapitel 7 aus: Tinas Geschichte

Wieder drückte Juan mein Gesicht qualvoll an die Wand, von der die Farbe schon abblätterte und mein Kleid versaute. Der Kellerraum der Milongabar, in den Juan mich an diesem Abend gezerrt hatte, stank nach Moder und ich stand mit meinen teuren Tanzschuhen in feuchtem, abgebröckeltem Putz. Schmerzhaft drang er in meinen Anus. Warum eigentlich zog es mich so hin zu ihm? Er war brutal, tat mir weh und ich hatte Angst vor dem, was passieren würde. Aber gerade diese Angst trieb meine Lust in die Höhen, die zur Ekstase führten. Ich verhielt mich vollkommen schizophren. Wenn ich unter der Woche mit K. zusammen war, sehnte ich mich gar nicht nach Juan. Aber wenn das Wochenende da war, zog es mich in meine Heimatstadt. Ich hatte dort im Haus meiner Eltern nach wie vor meine eigene Wohnung und von dort konnte ich mit der U-Bahn direkt bis in meine geliebte Tanzbar fahren. Je näher der Abend kam, desto unruhiger wurde ich, und es lag nicht mehr nur daran, dass dieser Tanz mein Innerstes berührte.

Es war wie eine Sucht, ein Rausch. Sobald ich Juan sah, hoffte ich nicht nur, dass er mit mir tanzt, sondern dass er mich auf einem Stapel versiffter Kohlensäcke fickt. Allein, dazu kam es nicht, weil er mich immer an die Wand drücken musste, mir wieder meinen teuren Slip zerriss, mich kurz hart in die Möse fickte, so hart, dass es mir sogar vorne weh tat, was ich sonst gar nicht kannte. Das tat er nur, um nicht ganz trocken in meinen After einzudringen, und da war er einfach nur grob. Ich hatte Angst, Angst, dass er mich dort hinten drin verletzt, dass er mich schlägt, wenn er wütend ist auf mich und Angst, dass er mich einfach stehen lässt, wertlos, unattraktiv, ungeliebt. Alles dies hätte ich auch mit K. haben können – ohne Angst und nur mit solchen Schmerzen, die wohldosiert meiner Lust förderlich waren. Normalerweise war K. an meinem Wochenende ein Mann aus einem anderen Leben, an den ich in der vorgeblichen Weltstadt mit Herz nicht dachte. Aber heute Abend war das anders. Heute würde er in die Bar kommen. Und dann würden sie sich begegnen, die beiden Männer, die in meinem Leben, in meinem Bett, in meinen Löchern abwechselten.

Als Juan abgespritzt hatte in meinen Anus, gab er mich kraftlos frei, packte seinen Schwanz in die Hose und ließ mich einfach stehen. Ich ordnete schnell ein wenig meine derangierte Kleidung und eilte Juan hinterher, die Treppe hoch. Ich klopfte noch den Staub von meinem Tanzkleid, so gut es ging, und versuchte, im Spiegel im Foyer meine Frisur wieder in Form zu bringen, dann trat ich mit Juan an der Seite in den Tanzsaal. K. lehnte an der Theke und blickte direkt in meine Augen. Juan erkannte sofort, dass da etwas war zwischen K. und mir, und K.'s bleiches Gesicht bewies, sie wussten es beide: Sie waren Rivalen!

Juan packte meine Hand und ging direkt auf K. zu. Ich war matt vom lustvollen Exzess und wenig selbstbewusst nach meiner entwürdigenden Behandlung. Ein bisschen schämte ich mich, dass ich mich im Keller von Juan ficken ließ, während K. mit sicherlich mulmigem Gefühl auf etwas wartete, auf das ich ihn nicht vorbereitet hatte. Aber ich würde mich nicht verbiegen, das hatte ich mir fest vorgenommen. Er musste diese Begegnung bestehen, wenn wir noch in irgendeiner Form zusammen sein sollten. Oder einfach, um eine Entscheidung herbeizuführen, wozu ich allein ja nicht in der Lage war.

Ich sah es K. an, was in ihm vorging, als Juan mit mir auf ihn zusteuerte: Juan war ein Mann, anders konnte man es nicht empfinden, kraftstrotzend, dunkel in Teint und Haarfarbe. Er gab K. zwar respektvoll die Hand, fragte pro forma: Ihr kennt euch? und führte mich, ohne unsere Antworten abzuwarten, auf die Tanzfläche. K. blieb zurück und sah aus wie ein Häufchen Elend. Er wünschte sich wohl weit weg, doch er blieb, tapfer oder hilflos zur Entscheidung unfähig, ich weiß es nicht. Aber er sollte gleich sinnlich erfahren, was ich ihm mit Worten wohl nie hätte vermitteln können. Es war nicht so, dass K. in der Milongabar vollkommen deplatziert gewesen wäre. Der Tango, den er beherrschte, war die gezähmte europäische Form, und das war in seinem Gefühl durchaus schon eine sinnliche Erfahrung – so hatte es mit uns schließlich begonnen. Tango Argentino jedoch ist pure Leidenschaft. Das alles hatte er als Zuschauer schon lange bewundert, nicht aber gelernt. Er schien zu bereuen, sich hier nicht engagiert zu haben.

Elegant, mit fast dämonischen Blick in meine Augen, überirdisch männlich lud Juan mich ein in die Tanzhaltung, erfühlte schon die sich langsam anschmeichelnde Musik des Bandoneons und bewegte sich mit mir im Arm hinein in die Musik. Als der erste kraftvolle Einsatz des ganzen Orchesters erklang, wirbelte er mich schon in abenteuerliche Figuren und ich folgte seiner Führung, intuitiv, virtuos, kongenial. Der Raum auf der Tanzfläche um uns herum weitete sich und so manches Paar ging dazu über, uns nur zuzuschauen. Unser Tanz war sinnlicher als alles, was ich bis dahin erlebt hatte, wild, leidenschaftlich, alles offenbarend, in gewissem Sinn reine Pornographie. Juan gab mich nicht einfach frei, als das Lied geendet hatte, er tanzte weiter und weiter mit mir, so wie wir es ohne Besuch ja auch immer gehalten hatten. K. war sicherlich eifersüchtig, aber sein faszinierter Blick bewies, er konnte sich dieser Darbietung dennoch nicht verschließen, denn hier trafen sich Können und Begeisterung, Gefühl und Verlangen. Er hatte Platz genommen an einem Tischchen an der Tanzfläche und sah aus wie ein kleiner Junge, verlassen, unfähig, hier mitzuhalten, kraftlos. Er bemühte sich aber, nicht allzu betrübt drein zu blicken und unterhielt sich mit Gästen am Nachbartisch, die wohl auch mehr zum Zusehen gekommen waren. So mancher nahm sich nach so einem Abend vor, demnächst auch einen Kurs zu beginnen.

Nach einer Stunde hörte Juan einfach auf und ging ohne Erklärung. Er warf K. noch einen kurzen Blick zu, nickte unmerklich und verließ die Bar. K. zögerte, kam auf mich zu, da ich regungslos dastand und von der Tür zu ihm und zurück blickte. Sehen wir uns noch? fragte er mit erstickter Stimme. Nein, antwortete ich ehrlich, nächste Woche dann. Es traf ihn sehr, aber er schaffte es, jetzt zu gehen, ohne zu betteln oder mich zur Rede zu stellen. Ich war ihm dankbar. Es war mir schwerer gefallen, als ich erwartet hatte. Drama hasste ich und daher konnte ich in solchen Momenten sehr kalt sein.

Wie ich später erfuhr, war K. viel zu schnell durch die Dunkelheit der mondlosen Nacht zusammen mit seinem Schutzengel in seine Heimatstadt gerast und hatte sich dann sehr reichlich betrunken, was ihm auch den nächsten Morgen zum Elend machte.

*

Aufgeregt stand ich in der nächsten Nacht im dunkelroten, ärmellosen sexy Stretch-Mini-Kleid vor Juans Villa. Ja, ich hatte vorsichtig angefragt bei ihm, ob ich kommen könnte. Es kotzte mich an, dass ich so unterwürfig war, aber ich hatte keine Wahl, ich musste ihn sehen. Natürlich würde er mir gleich eine knallen. Ich war nicht scharf darauf, aber ich war mir sicher, die Angst, wie weit er gehen würde, würde meine Lust beflügeln wie nichts sonst. Ich freute mich erregt auf hemmungslosen Sex im stilvollen Ambiente seiner Wohnung, die ästhetische Fesselung in seinem Bett, seine Phantasie beim Spiel mit Zuckerbrot und Peitsche. Juan öffnete die Tür, trat heraus und forderte mich grußlos auf, mitzukommen. Wir stiegen ins Auto und er fuhr ans andere Ende der Stadt in ein Gewerbegebiet und dort in ein heruntergekommenes Grundstück mit Werkhallen, von denen einige den Schildern nach in der Zeit vor dem Abriss an kleine Gewerbetreibende vermietet waren. Vor den anderen türmten sich Müll und Unrat. Juan sperrte eines der verwittertsten Tore auf und wir traten in eine Halle voller verstaubter Maschinen, Rohre, Paletten, Tonnen. Juan brauchte es wohl immer noch morbider. Während ich noch im Licht einer flackernden Neonröhre den Raum sichtete, packte er mich am Handgelenk und kettete mich mit Handschellen an das Drehrad einer Fräse und mit einem weiteren Paar an ein Gestänge, so dass ich nach vorne gebeugt mit gerecktem Hintern und weit gespreizten Armen auf das schmutzige Metall gefesselt war.

Er zog mein Kleid nach oben, griff mich grob aus und lobte meine Möse, die ihn schon sehnsüchtig erwarte – was ja zutraf. Dann griff er unter meinen Armen nach vorne und zog das Dekolletee nach unten, meine Brüste hüpften ins Freie. Das alles war geil und ich schien ihm in meiner Willfährigkeit zu gefallen. Und er hatte mich noch nicht geschlagen! Es war surreal, ich war dankbar dafür, aber ich erwartete es jede Sekunde, und, ja, ein wenig sehnte ich mich auch danach. Das bereute ich schleunigst. Hart schlug er zu, mehrere schmerzhafte Ohrfeigen klatschen in mein Gesicht. Er zerrte an meinen Haaren, zog mein Gesicht an seinen Unterleib und drückte mir seinen steifen Penis tief in die Kehle, dass ich endlos würgen musste. Kurz vor dem Kotzen zog er ihn raus und drang in meinen Schlitz. Hart stieß er von Anfang an und schlug unablässig meine Arschbacken. Aber das tat mir gut, ja, ich mochte das, grob gevögelt werden von ihm ohne Rumgetue – das ich doch so genoss bei charmanten Verehrern wie K. Er zog fest an meinen Haaren, mein Kopf wurde weit in den Nacken gedrückt und er fickte und fickte. Um mich versank die Halle in diffuser Unschärfe und ich war nur noch eine unterwürfige dankbare Schlampe, so nannte er mich jedenfalls. Höllischer Schmerz brachte mich in die nüchterne Gegenwart zurück, als er grob in meinen unvorbereiteten After wechselte. Er kam schnell, zog ihn raus und ging. Ich dachte, er raucht eine, aber sein Auto fuhr weg.

Nun hatte ich wirklich Angst, Beklemmungen nahmen mir den Atem. Ich stand allein bei offenem Tor mit schmerzenden Knien und Löchern. In der Stille hörte ich das Taptap von kleinen Pfötchen und dann sah ich sie vor mir auf der Maschine, die neugierigen Ratten. Sie taten mir nichts, aber ich heulte, verlassen und hilflos wie ich war. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Juan zurück. Gott, was war ich froh, dass er in die Halle trat und nicht irgendein Fremder. Er schlug mich noch einmal ins Gesicht. Na Fotze, hat es dir gefallen? Reicht es dir oder brauchst du noch einmal ein Fick? brüllte er. Ich war matt, weinte und so ganz ohne energiegeladene willige Unterwerfung regte ich ihn nicht mehr an zu weiteren Taten. Er band mich los, fuhr mich netterweise zu meinem parkenden Auto und blaffte mich an: Raus!

Zerschunden saß ich in meinem Wagen, kraftlos, unschlüssig, ob ich das jetzt gemocht hatte. Vielleicht hätte ich am Abend zuvor mit K. die Bar verlassen sollen. Vielleicht wäre manches anders gekommen. Vielleicht.

*

K. litt wie ein Hund und ich wollte ihn nicht sehen. So kam es, wie es kommen musste: er fand sich auf der Straße vor meiner Wohnanlage und sah hoch. Ich sah ihn von der dunklen Küche aus, im Bad daneben brannte Licht, doch ans Telefon war ich nicht gegangen. Nach einer halben Stunde fasste er sich ein Herz und klingelte. Es half nichts. Ich betätigte den Türöffner und ließ ihn hoch. Nur im Bademantel, mit nassen Haaren öffnete ich und fragte ernst, aber eigentlich nicht ungehalten, was los sei. Er druckste herum und ich stand da mit verschränkten Armen statt ihn zu umfangen wie sonst. Matt bat ich ihn herein. Jetzt, wo er da war, war er auch wieder nah. Ich spürte, was uns einander so nahe gebracht hatte, das Zarte, das ich unvermittelt so wenig schätzte – und dann wieder doch.

Nach einer quälenden Pause machte ich es kurz. lst es schlecht, so wie es ist? fragte ich ihn, und das war ziemlich vermessen nach üblichen Wertvorstellungen. Er blieb stumm, zuckte die Schulter, stand verloren in meinem Flur. Du hast dich verliebt, stellte ich nüchtern fest. Ist das so schlimm? hielt er dagegen. Nein, natürlich nicht, antwortete ich kraftlos. Aber du erwartest jetzt plötzlich sehr viel mehr von mir, gemeinsame Strukturen, ohne zu fragen, was passt, und nimmst mir womöglich übel, dass ich dem nicht entspreche. Du bist verletzt! Doch Sex gibt es nicht ohne Gefühle und die können tiefer werden als man am Anfang glaubte. Aber du bist auch mitgekommen mit mir. Ich habe dir kein Versprechen in irgendeiner Form abgenommen und keines gemacht und trotzdem sind wir uns nahe gekommen wie wohl wenige. Verurteile mich nicht für das, wie es sich weiter entwickelt, denn gut war es bist jetzt, weil nur der Moment zählte und die Freude darauf, egal was sonst noch geschieht in meinem Leben.

Was ist anders mit ihm? flehte er um eine Erklärung, als ob dies etwas ändern könnte. Ich zögerte, überlegte fieberhaft, ob das jetzt gut war, mich zu offenbaren. Er schlägt mich, das brächtest Du nie übers Herz! hauchte ich leise. Aber…? Diese Antwort verschlug ihm die Sprache. … ich habe dich nicht danach gefragt? ergänzte ich. Ich habe so gut wie nie gefragt. Ich habe immer versucht, dich zu erforschen, zu spüren was du brauchst, und es war mir eine Lust, dir dies zu geben und in vielem war es bei dir für mich genauso. Und darum weiß ich, dass du nicht dorthin mitkommen könntest, wohin es mich zieht. In dir ist Wärme, aber mich zieht es zum Feuer! In dir ist Leidenschaft, aber er tanzt mit mir am Abgrund! Wo du mich hältst, reißt er mich mit und springt! Wohin er mich führt, könntest du mir nicht folgen! Ich weiß nicht, ob er mich nimmt, aber ich werde alles auskosten! Und eigentlich hatte ich dir nie etwas versprochen. Ich wäre bereit für eine offene Beziehung – aber ich weiß nicht, ob du das durchstehst. Und sei ehrlich, du weißt selbst nicht, ob du mich liebst! Ich weiß nur, du liebst den Sex mit mir.

Du bist eine atemberaubende Frau..., begann K., ohne weiter zu wissen. Das wissen nicht viele Männer. Ich habe ein unstillbares Verlangen nach Sex, aber ich lasse Männer nur selten an mich heran. Die billige Baggerei ödet mich an. Ich muss spüren, woran ich bin, und der Mann muss auch mit dem Kopf fühlen, so wie du. Auch wenn die meisten mich einen Eisberg nennen von Euch oder manche Ignoranten eine alte Jungfer, so gebe ich zu, dass es auch mir weh tut, wie es gekommen ist. Doch ich kann nichts dagegen tun, und ich muss aufrichtig sein zu dir! Aber wo führt Dich das hin? fragte K. verzweifelt, Das ist doch kein Leben! Das ist kein Leben? giftete ich zurück. Bloß weil ich anders bin als du? Sei ehrlich: irgendwann willst du, dass ich in dein Häuschen am Stadtrand ziehe, Kinder kriege und Windeln wechsle, und koche und putze! Gut, du würdest deinen Teil tun, aber etwas anderes wäre es trotzdem nicht! Ich sag's mit Pe Werner: der Kopf sagt ja, das Herz sagt nein, zwei Schuhe müssen ein Paar sein. Ich folge meinen Gefühlen, das hat mich das Leben spüren lassen, wie andere es sich nicht erträumen!

K. wurde klar, dass er nicht mehr vorankommen würde, und so drängte er nicht weiter. Und ich? Gerade deswegen wurde ich von einem Moment auf den anderen schwach. Warum nur behandelte ich ihn so? Nichts davon hatte er verdient. Ich nahm ihn in den Arm und küsste ihn. Unsere Liebesnacht verlief innig, verzweifelt, leidenschaftlich, als könnten wir etwas fassen, das uns zu entgleiten drohte, ach was, schon längst entglitten war.

Am nächsten Morgen bereute ich es und wusste: ich muss raus hier, weg von allen beiden!

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