Ding-dong. Es läutete. Jérôme stand vor der Tür. Mit einer langstieligen Rose, wie es sich für einen Gentleman gehört. Bettina hoffte, dass er später doch seine kultivierten Manieren ablegen würde. Was studierte er eigentlich? Architektur? War ja auch egal. Was wichtiger war: Er hatte etwas Gras mitgebracht. Vor dem Essen und danach zogen sie im unteren, gereinigten, Bad mit der Badewanne einige Joints durch. Und sie hielten sich dann so lange drin auf, küssend, Bettina spürte seine muskulösen Arme, ein Body wie Marcus Schenkenberg, nur viel jünger und straffer, und noch mehr als das, während die Fliege über ihnen kreiste und ihnen sogar die letzten fünf Minuten ins Schlafzimmer folgte.
Am kommenden Morgen, wie üblich bei Bettina war es schon knapp, sprang ihr Auto nicht an. Sie drehte den Schlüssel herum, kein Muckser. Also läutete sie bei ihrem so freundlichen wie gehemmten wie zurückgezogen lebenden Nachbar. Ob er ihr wohl helfen könnte, das Auto spinnte. Ja, natürlich konnte er, er würde sein Bestes versuchen, Knut mit der Strickweste, mit der er aussah wie ein überdimensioniertes Kleinkind. Beide gingen sie zum Wagen, auch Knut brachte ihn nicht gleich zum Laufen. „Es wird etwas dauern, Frau Nachbarin, trinken Sie doch währenddessen etwas Tee in meiner Küche, ich habe gerade welchen aufgestellt“, meinte Knut, die Augen gegen den Boden heftend. Bettina nahm das Angebot gerne an. Knut öffnete die Motorhaube und machte sich an der Lichtmaschine zu schaffen. Bettina war gerade auf dem Weg in ihres Nachbarn altmodische Küche, als sie im Wohnzimmer eine große Holzgiraffe stehen sah, sie mochte vieles, was ethno war und wollte sie genauer inspizieren, da sah sie den Computer, neben dem ganz starr die ihr wohlbekannte Fliege saß, und auf dem Computer rief sie die Datei „Bettina051020101822“ auf, nach der sie nicht mehr wissen wollte, woraus die Datei „Bettina051020102103“ bestand. Durch die Verandatür erblickte sie Knut, der in die Motorhaube gebeugt war, und sie wünschte sich, sie würde jetzt zuklappen und ihn bis zur Taille verschlingen, nur seine zappelnden Beine ausspucken.
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